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Oh oh: Keine schöne Woche für Air Berlin

Weltenbürger Lounge Berlin-Tegel

Dass Air Berlin zur Zeit ein paar Probleme hat, dürften die meisten Passagiere mittlerweile mitbekommen haben. Mitten im Restrukturierungsprozess steckend hat die Airline große Probleme mit dem Ground Handling sowie laut einem internen Brief anscheinend auch in der Dienstplanung.

Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, ist heute morgen ein Sanitärfahrzeug am Flughafen Köln/Bonn iin einen Airbus A320 der Air Berlin reingefahren. Aber wenn man selber schon kein Glück hat, sollen wenigstens die anderen Pech haben: Der Partner Alitalia, ebenfalls eine Beteiligung Etihads, steckt tief in der Krise und könnte noch in dieser Woche von einem Grounding betroffen werden.

Ganz so schlimm steht es um die Berliner wohl nicht, aber sehr interessante Neuigkeiten bei Air Berlin wird es am Donnerstag geben. Dann wird nämlich voraussichtlich das Konzernergebnis für das Vorjahr vorgestellt. Hier gibt’s die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

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Operationelle Probleme bei Air Berlin

Air Berlin konzentriert sich von nun an stärker auf die Drehkreuze Berlin und Düsseldorf. An diesen Standorten wurde erst kürzlich dem alten Bodenabfertiger Wisag gekündigt. Ab Ende März hat dann AeroGround die Abfertigung übernommen, jedoch nicht ohne Anlaufschwierigkeiten: Laut dem Handelsblatt musste zeitweise sogar die Wisag wieder aushelfen, um das Chaos in den Griff zu bekommen. Nicht, dass es was genützt hätte. Durch fehlende Treppen, zu spät geliefertes Catering und andere Missgeschicke summierten sich die Verspätungen aller rund 1000 Flüge in der Osterwoche auf ganze 42 Tage, wie die Huffington Post berichtet. Passagiere beklagen sich auf Facebook noch immer über zu spät am Band ankommendes Gepäck.

Auch die Belegschaft ist mit den aktuellen Zuständen nicht zufrieden. In einem sehr lesenswerten Brandbrief wurde angeprangert, dass aufgrund der Verlegung zentraler Operationsorgane von Düsseldorf nach Berlin (und wegen dem Stellenabbau) wesentliche Abläufe des Flugbetriebs nicht mehr klappen.

So ist die Reisestelle nur schwer zu erreichen und es soll daher vorkommen, dass Mitarbeiter irgendwo im Ausland feststecken und nicht wissen, wie sie wegkommen sollen. Auch wurde der Umzug in Chicago vom Terminal 3 zum Terminal 5 inklusive Wechsel des Bodenabfertigers durch die Reisestelle scheinbar nicht kommuniziert, weshalb wohl der ein oder andere Air Berlin Flieger in Chicago ankam, ohne zu wissen, dass er nun ein anderes Terminal ansteuern muss.

Der Crew-Kontakt, der ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Anliegen der fliegenden Besatzung ist, scheint ähnliche Probleme zu haben. Vereinzelt wurden Flüge gestrichen, weil für erkrankte Piloten deutschlandweit kein Ersatz besorgt werden konnte – einerseits, weil beim Crew-Kontakt niemand erreichbar ist, andererseits wohl auch einfach aus Personalmangel. Die Mitarbeiterfluktuation soll trotz der Schrumpfkur sehr hoch sein.

Natürlich ist ein Brandbrief der Belegschaft eine einseitige Betrachtung eines komplexen Sachverhaltes, aber die geschilderten Vorfälle passen leider gut ins Bild einer momentan etwas chaotischen Air Berlin.

Sanitärfahrzeug kollidiert mit Air Berlin Flugzeug

Am Flughafen Köln/Bonn ist heute morgen ein Sanitärfahrzeug mit einem Airbus A320 der Air Berlin zusammengestoßen. Laut Air Berlin handelte es sich um einen Fehler des Fahrers, die Maschine stand wohl geparkt. Solche Beschädigungen können eine sehr teure Reparatur erfordern, vor allem wenn Rumpfspanten beschädigt worden sind. Der A321 der Condor, der am Flughafen Schönefeld durch einen umgefallenen Lichtmast beschädigt wurde, wurde für etwa 17 Mio. € repariert…

Air Berlin A320 durch Fahrzeug beschädigt (Foto: Peter Schink)
Air Berlin A320 durch Fahrzeug beschädigt (Foto: Peter Schink)

Alitalia vor dem Aus, Air Berlin steht besser da?

Alitalia steckt finanziell sehr in der Klemme. Das ist bei Air Berlin zwar grundsätzlich nicht anders, aber den Italienern geht wohl schon Ende Mai das Geld aus. Jetzt hat die Belegschaft auch noch den Sanierungsplan der Regierung abgelehn, wie Aero.de berichtet.

Solche Botschaften hört man aus Berlin noch nicht, schließlich ist die Belegschaft etwas kooperativer. Mit dem Eurowings-Wetlease und den TUI/NIKI-Ferienflieger hat man zudem konkrete Vorstellungen, wie die Zukunft aussehen soll. Ob Air Berlin mit der Rumpfflotte von 75 Flugzeugen überlebensfähig ist, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass eine Insolvenz der Air Berlin weder Großaktionär Etihad noch Konkurrent Lufthansa etwas nützen würde:

  • Etihad könnte das Investment endgültig als verloren sehen und verliert neben Geld auch noch fast den kompletten Zugang zum deutschen und österreichischen Markt.
  • Für Lufthansa hält Air Berlin die Billigflieger vom Hals. Die begehrten Landerechte der Air Berlin würde man nur ungern an Konkurrenten wie Ryanair gehen sehen.
  • Außerdem ist Air Berlin ein großer Arbeitgeber und 2017 ist nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in NRW Wahljahr.

Von daher wird es sicher spannend, wie das Konzernergebnis 2016 ausgefallen ist. Am Donnerstag soll Thomas Winkelmann die Ergebnisse vorlegen. Nicht nur aufgrund der Restrukturierung wird wieder mit hohen Verlusten gerechnet.

Was haltet ihr von den aktuellen Entwicklungen?

 

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