Air Belgium startet Flüge nach Hongkong am 30.04.2018
In der Airlinebranche gibt es momentan viele Veränderungen. Einige Fluggesellschaften wie Air Berlin (und womöglich bald auch Alitalia) sind verschwunden, andere kommen mit oft interessanten Geschäftsmodellen dazu. Besonders die Low-Cost-Langstrecken von Norwegian, WOW Air etc. scheinen gut zu laufen. Mit Air Belgium geht jetzt ein neuer Full-Service-Carrier an den Start – etwas gegen den Trend.
Die Details zur neuen Verbindung nach Hongkong
Die Flüge starten ab 30.04.2018 mit dem folgenden Flugplan:
Brüssel-Charleroi nach Hongkong, Abflug 14:00, Ankunft 7:30 (+1) [Mo, Mi, Do, So]
Hongkong nach Brüssel-Charleroi Abflug „morgens“ (?), Ankunft 18:15 [Mo, Di, Do, Fr]
Ab morgen, dem 03.04.2018, um 9:00 Uhr wird der Ticketverkauft beginnen. Zunächst können die Tickets nur auf airbelgium.com ausgestellt werden, aber in den nächsten Wochen soll die GDS-Anbindung erfolgen. Roundtrip-Tarife gibt es ab 449€ (Economy), 999€ (Premium Economy) bzw. 1.799€ (Business Class).
Air Belgium wird nicht den großen Brüsseler Flughafen nutzen. Stattdessen wird vom Billigairport Charleroi geflogen, wo man für den Start des Flugbetriebs eine temporäre Lounge hingesetzt hat. Ab 2019 soll Air Belgium ein eigenes Premium-Terminal erhalten.
Wie sieht das Geschäftsmodell von Air Belgium aus?
Air Belgium gab es früher schon einmal. Bis Oktober 2000 flogen die Belgier als Ferienflieger. Die neuen Eigentümer wollen die Marke nun wiederbeleben und als Premium-Langstreckenflieger etablieren. Angesichts des wohl unausweichlichen Ablebens der Marke Brussels Airlines im Zuge deren Integration in Eurowings ist zumindest das Branding noch verständlich.
Das Geschäftsmodell hingegen wirft einige Fragen auf. Air Belgium will insgesamt 4 A340-300 beschaffen, welche gebraucht von Finnair erworben werden. Von Finnair wird anscheinend auch die Kabine weitestgehend übernommen, denn die Pressefotos zeigen dieselbe Staggered-Konfiguration wie sie Finnair in den A340 hatte. Lediglich die Premium Economy Class fügt Air Belgium noch hinzu. Das ist an sich kein schlechtes Produkt, aber die nicht besonders enge Bestuhlung in Verbindung mit der enormen Konkurrenz im Verkehr zwischen Europa und Asien wird sich negativ auf die Profitabilität der Route ausschlagen. Zumal die A340 auch keine sparsamen Flugzeuge sind.
Air Belgium muss zudem zunächst ohne Partner auskommen, d.h. die Flieger müssen ausschließlich mit Passagieren aus Hongkong/Brüssel gefüllt werden. Eventuell sind schon Verträge mit chinesischen Reiseveranstaltern abgeschlossen worden. Vielleicht plant Air Belgium auch, premiumlastigen Geschäftsverkehr im Zusammenhang mit der EU-Kommission anzuziehen. Dort könnten Direktverbindungen nach China durchaus punkten. Aber auch Cathay, Hainan etc. bieten Direktflüge nach Brüssel an. Die Konkurrenz ist sehr groß.
Fazit
So ganz verstehe ich das Geschäftsmodell von Air Belgium noch nicht. Auf der einen Seite will man sich als Premium-Carrier etablieren, auf der anderen Seite nutzt man einen absoluten Low-Cost-Airport weit außerhalb der Stadt. Die geplanten Strecken sind stark umkämpft und das eigene Produkt ist zwar wahrscheinlich konkurrenzfähig, aber auf der Kostenseite wird Air Belgium mit den A340 in der gewählten Konfiguration wohl das Nachsehen haben.
Versteht jemand, wie das funktionieren soll?
