24 Stunden in Doha
Für die Strecke Doha (DOH) – Bangkok (BKK) hatte ich einen Qatar Airways First Class Flug gebucht. Nach Doha bin ich seperat mit der Lufthansa geflogen. Um möglichen Verspätungen und Komplikationen vorzubeugen (und nebenbei Doha kennenzulernen), habe ich also eine Nacht Aufenthalt in Katar eingeplant. Diese 24 Stunden waren auch völlig ausreichend für Doha.
Mein Hotel, das Elegance Castle Hotel in Al Maarif, war sehr zentral im alten Teil der Stadt gelegen. Auch wenn es für die Kettenhotelmaximiererfraktion (was für ein schönes Wort) ein Frevel ist, war es für mich doch ideal: Die wichtigsten Attraktionen sind fußläufig erreichbar und der Flughafen eine 15-minütige Autofahrt entfernt. Auf der Hinfahrt habe ich Uber benutzt, auf der Rückfahrt den kostenlosen Shuttleservice des Hotels. Auch wenn das Hotel einen Shuttle anbietet, würde ich eher auf Uber zurückgreifen. Die Fahrer sind einfach entspannter und das Problem mit dem Trinkgeld stellt sich erst gar nicht (als ich dem Shuttlefahrer sagte, er solle mich am Eingang für First Class Passagiere rauslassen, verwandelten sich seine Pupillen in pulsierende Dollarzeichen…). Das Hotel schickte einen etwas abgenutzten Minivan, Uber eine recht neue Honda Limousine. Dann lieber Uber.
Da ich ziemlich hungrig war, habe ich mich auf den Weg zum Souq gemacht. Dieser war wie gesagt zu Fuß gut zu erreichen. Unterwegs gab es auch eine Vielzahl an Bankfilialen, wo man sich problemlos Bargeld besorgen kann. Doha ist aber absolut nicht fußgängerfreundlich. Gehwege sind zwar meistens vorhanden, aber Zebrastreifen o.ä. sucht man vergebens. Die Ampelphasen für Fußgänger sind lächerlich: gefühlte 5 Sekunden grün, dann 5 Minuten rot. Aber was soll’s, schön anzusehen ist Doha, und wer warten muss, hat Zeit zu gucken.
Der Souq Waqif war gut besucht, auch zu später Stunde noch. Viele Kataris sitzen in einem der vielen Shishacafés oder besorgen sich einen Snack am Falafelstand. Das habe ich gleich nachgemacht. Gourmet war’s nicht, aber gemundet hat es auf jeden Fall. Auch wenn in Doha nicht allzu viele Touristen unterwegs waren, sprangen doch einige eher kitschige Souvenirshops für Touristen ins Auge. Der Großteil der Bevölkerung, die man auf den Straßen Dohas sieht, ist übrigens nicht Katari, sondern eher aus Südostasien (Phillippinen) oder aus Pakistan. Viele von diesen Gastarbeitern verbringen den Abend oder ihre freien Tage anscheinend auf einer der großen Wiesen gegenüber des Souqs entlang des Ufers (Corniche) und trinken Cola – Alkohol ist ja aus religiösen Gründen verboten bzw. darf nur von Qatar Airways importiert werden, die bis vor etwa einem Jahr allerdings neben dem offensichtlichen Eigenbedarf unter anderem auch diverse Hotels in Doha beliefert haben. Inzwischen ist die Stadt soweit ich weiß aber trocken.
Die Stände am Markt leuchten in allen erdenklichen Farben und haben durchaus interessante Waren im Angebot: Porzellan, Falken, Gewürze… Da ich inzwischen doch recht müde war, entschied ich aber, den Markt am nächsten Tag in aller Ruhe zu besuchen. Was ich nicht wusste: Der nächste Tag sollte ein Feiertag in Katar sein und demzufolge hatte kein Geschäft auf dem Markt geöffnet.
Allgemein war die Stadt ziemlich leer. Einzig die erwähnten Gastarbeiter, die wahrscheinlich auch frei hatten, waren wieder auf den Wiesen zu sehen. Auf dem Vorplatz zum Souq hatten es sich ein paar Tauben gemütlich gemacht. Die Temperaturen waren übrigens morgens schon unerträglich. Ich war gegen Ende September zu Besuch, den Hochsommer möchte ich mir nicht vorstellen.
Der Tag wurde genutzt, um den Souq gründlich zu reinigen. Glücklicherweise hatten aber einige Restaurants geöffnet, sodass ich frühstücken konnte. Arabisches Frühstück ist sehr lecker, gerade die Brotsorten in Kombination mit Hummus haben es mir angetan. Wenn der Markt geöffnet ist, sind diese Gassen mit Sicherheit voller Menschen. Das Flair hätte ich gerne erlebt. Die Gerüche der Gewürze, die hinter den verschlossenen Türen gelagert waren, haben die Vorstellungskraft angefacht. Durch das Fehlen der Menschen und die gespenstische Stille waren die Gassen jedoch leicht unheimlich – aber erfrischend kühl!
Rund um das Fort wird viel gebaut. Da alles relativ leer war, konnte ich ungestört fotografieren.
Im Voraus hatte ich gelesen, dass man in der Altstadt von Doha Pferde sehen kann. Wenn man sich vorher informiert hat, findet man die Ställe auch sehr einfach. Um diese zu erreichen, muss man durch diesen schönen Hof laufen:
Die Pferde waren alle in ihren Ställen. Auch den Pferden war es wohl in der Sonne zu heiß. Elegante Tiere!
Von der Uferpromenade hat man einen guten Blick auf die Skyline von Doha. Dieses Gebiet soll aber wohl touristisch nicht sehr lohnenswert sein, weswegen ich dort auch nicht hingefahren bin. Stattdessen habe ich mich auf den Weg zum Islamic Museum of Art gemacht, was um 14:00 öffnen sollte.
Das Islamic Museum of Art erinnert architektonisch an eine Frau, die eine Burka trägt. Der Halbmond im oberen Teil des Gebäudes stellt dabei den Seeschlitz dar. Das Museum ist kostenlos und absolut lohnenswert. Für mich war es definitiv der Höhepunkt des Tages.
Da ich einer der ersten war, der nach der Öffnung um 14:00 das Museumsgelände betrat, konnte ich noch ein Foto ohne Menschen machen – es wurde aber schnell voll.
Ein großer Teil der Ausstellungsstücke hat mit arabischer Kalligraphie zu tun. Das Museum besitzt eine Vielzahl an sehr schönen Exemplaren des Korans. Das Museum beschäftigt sich aber hauptsächlich mit islamischer Geschichte und hat wechselnde Sonderausstellungen wie z.B. über iranische Frauen im 19. Jahrhundert. Sehr interessant waren auch die Ausstellungen über die wissenschaftlichen Errungenschaften: Unter anderem die Anatomie des Körpers, erklärt anhand eines Schaubilds aus dem 11. Jahrhundert.
Zur Jagd wurden häufig Falken eingesetzt. Diese Tiere genießen auch heute noch ein hohes Ansehen und erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Kataris. So gibt es bei diversen Fluggesellschaften aus den Golfstaaten Regelungen zum Transport von Falken in der Kabine. Auch in der Kunst sind Falken ein beliebtes Motiv:
Nach dem Museumsbesuch blieb noch kurz Zeit für eine Dusche im Hotelzimmer, bevor es zum Flughafen ging (wo ich gleich nochmal duschen musste). Sicher gibt es in Doha noch mehr zu erleben: Wüstensafaris, Malls, Downtown etc. Ich persönlich aber finde, dass 24 Stunden durchaus ausreichen. Wüstensafaris kann man auch in Dubai machen, was touristisch etwas erschlossener scheint. Wer eh in der Nähe ist, macht keinen Fehler, wenn er sich Doha anschauen möchte. Als alleiniges Reiseziel ist die Stadt aber weniger geeignet. Wer sich für die islamische bzw. arabische Welt interessiert, ist sicher in Ländern wie dem Oman besser aufgehoben.