Review: Air Canada 787-8 Business Class London nach Vancouver
Im April gab es einen Flash Sale, über den viel geredet wurde: Ab Oslo und anderen skandinavischen Städten waren Star Alliance Business Class Tickets zu verschiedenen Delta Hubs in den USA stark reduziert buchbar. Da musste ich einfach kurzerhand zuschlagen und ein Ticket nach Seattle kaufen. Bisher habe ich schon über die Boeing Tour und das Museum of Flight (in zwei Teilen) berichtet. Nachdem ich nun schon ein Review der Air Canada Lounge in London-Heathrow veröffentlicht hatte, kommt nun endlich das Review zum Flug nach Vancouver!
Flugnummer: AC897
Route: London (LHR) – Vancouver (YVR)
Abflug: 16:15
Landung: 17:45
Flugzeit: 9:30h
Flugzeugtyp: Boeing 787-8
Reiseklasse: Business Class
Die Business Class erstreckt sich über fünf Reihen und ist damit nicht ganz so groß wie beispielsweise die Iberia Business Class. Die Sitze sind im Stil „Reverse Herring Bone“ angeordnet, erinnern also an eine umgedrehte Fischgräte. Damit hat jeder Sitz direkten Zugang zum Gang und bietet ein Höchstmaß an Privatsphäre. Für Alleinreisende ist dieser Sitz ist dieser Sitz wohl das beste Produkt auf dem Markt. Leider ist es schwer, sich mit Mitreisenden zu unterhalten, da jeder Sitz eben viel Privatsphäre bietet. Ich bin mir noch etwas unschlüssig, ob zwei Gangplätze nebeneinander oder zwei Mittelsitze nebeneinander die bessere Wahl sind.
Beim Einsteigen ist mir sofort aufgefallen, dass der Sitz sehr viel Stauraum bietet. In der Konsole rechts vom Sitz befindet sich das Fach mit der Fernbedienung für das Entertainment System. In diesem Fach ist auch eine Universalsteckdose mit USB-Port angebracht. Die Größe des Fachs ist ausreichend, um darin ein Handy zu laden und einige kleinere Dinge wie den Reisepass oder das Amenity Kit zu verstauen.
Das Amenity Kit hat eine sehr schöne Verpackung mit Magnetverschluss und dem Air Canada Sticker. Es enthält eine Zahnbürste mit Zahnpasta, eine Schlafmaske, Socken, Ohrenstöpsel sowie „Escents“-Kosmetikprodukte. Diese sind zwar qualitativ hochwertig, aber im Vergleich zu anderen Airlines ist deutlich weniger dabei – wir reden hier wirklich nur von den Basics wie Lippencreme, Handcreme und einem erfrischenden Tuch.
Direkt neben dem Fach befindet sich die Kontrolleinheit für den Sitz und alles drumherum, also die Leselampe und bei der 787 auch die Dimmung der Fenster. Diese haben keine Blende mehr, die man manuell bedient, sondern dimmen elektrisch auf Knopfdruck. Zwar funktioniert das recht gut, aber meiner Erfahrung nach nicht so ganz zuverlässig. Außerdem kann die Crew die Fensterdimmung zentral steuern, was im Reiseflug gerne ausgenutzt wird, um die Kabine zu dimmen. In dem Fall kann man sein Fenster nicht manuell wieder hell schalten.
Die Kabine ist natürlich super modern und nutzt das Boeing Mood Lighting, was die Kabine je nach Tages- und Flugzeit in für Passagiere angenehme Farben taucht.
Die Crew kam schon bald rum, um die Menüs für den Flug zu verteilen und eine Getränkerunde zu servieren, während das Flugzeug für den Pushback vorbereitet wurde. Air Canada Crews sind allesamt so zusammengestellt, dass immer mindestens ein Flugbegleiter Französisch spricht. Je nach Zielregion kann man auch ein oder zwei regionale Flugbegleiter erwarten. Im Falle von Vancouver wurde zum Beispiel darauf hingewiesen, dass die Crew auch Chinesisch spreche. Schließlich leben in Vancouver sehr viele Asiaten, vor allem Chinesen.
Die Crew war durchweg freundlich und hatte eine sehr professionelle Einstellung. Selbst die Frau hinter mir konnte die Crew nicht aus dem Konzept bringen, als sie die Nachricht, dass kein Lamm mehr da sei, weniger gut aufnahm. Zu viel Professionalität kann natürlich auch distant wirken. Vielleicht würde Air Canada gut beraten sein, auch ein paar jüngere Flugbegleiter auf die Langstrecke zu schicken. Sowohl diese Crew als auch die auf dem Rückflug wirkten bei aller Freundlichkeit eher unenthusiastisch.
Schon bald nachdem sich die Cockpitbesatzung über die Bordanlage zu Wort gemeldet hatte, wurde die 787 aus ihrer Parkposition herausgedrückt. In London ist immer viel interessanter Verkehr zu sehen. Rechts im Bild steht eine Ethiopian A350, weiter hinten eine 777 der Air New Zealand. Die Maschine der Turkish Airlines am Nachbargate sollte mich noch verfolgen: Auf jedem Sektor meiner Reise stand ein türkisches Flugzeug nebenan. Den Flieger der Egypt Air konnten wir dagegen noch am Boden überholen.
Kurz nach dem Start drehte die 787 nach Norden ab, um sich auf den Weg über den Nordatlantik zu machen. Leider war die Flugstrecke während den ersten eineinhalb Stunden so turbulent, dass der Service erst danach beginnen konnte.
Bis dahin konnte ich schon einmal das Entertainment System erkunden. Air Canada teilt die guten Kopfhörer erst nach dem Start aus. Diese sind Noise Cancelling und zwar nicht von Bose oder einer anderen namhaften Firma, erfüllen aber ihren Job tadellos.
Die Bedienung des Entertainment Systems erfolgt entweder mit der Fernbedienung oder per Touch. Beide Varianten funktionieren einwandfrei. Das System reagiert schnell und läuft flüssig. Die Auswahl an Filmen und Serien ist eher mittelmäßig. Immerhin sind einige sehr aktuelle Kinofilme geladen. Ich entschied mich schnell für „The Hateful Eight“, was ich nicht bereuen sollte!
Bevor die Crew das Essen vorbereiten konnte, wurden schon ein paar weitere Getränkerunden mit warmen Nüssen serviert.
Und irgendwann mitten im Film wurde dann auch tatsächlich das weiße Tischtuch hervorgezaubert.
Die Vorspeise war exzellent. Besonders die Shrimps haben es mir angetan. Der Salat war sicherlich überdurchschnittlich, aber die Shrimps waren fast das Highlight des ganzen Menüs.
Nun gut, das Hühnchen wusste auch zu überzeugen…
… und die Käseplatte mit dem Porter sowieso!
Zum Abschluss wurde noch ein Teller mit frischem Obst serviert und ein Heißgetränk angeboten. Tee tut immer gut 😉
Das Mood Lighting wurde Orange und ich probierte mal den Bettmodus aus. Der Sitz verwandelt sich in ein komplett flaches Bett und ist sehr angenehm zum Schlafen.
Im Fußraum geht es vielleicht etwas beengt zu, vor allem für Seitenschläfer. Die Polsterung und die Decke sind jedoch hervorragend.
Auch im Schulterbereich ist der Sitz nicht der breiteste, den es gibt. Aber ich glaube, ich habe in noch keinem anderen Business Class Sitz so gut geschlafen. Das einzige, was mich richtig gestört hat, ist der Bildschirm. Durch die Touchfernbedienung ist der Bildschirm bei jeder kleinen Turbulenz sofort von „aus“ auf „volle Helligkeit“ gesprungen…
Kurz vor der Landung wurden noch Sandwiche im britischen Stil serviert. Schließlich kamen wir ja aus London und dort war es bereits Tea Time. Die waren geschmacklich in Ordnung, aber nicht so gut wie das vorherige Gericht.
Ein bisschen habe ich mich noch über den Dreamliner informiert und dann begann der Flieger auch schon den Sinkflug. Leider werden die Kopfhörer recht früh wieder eingesammelt, aber mit den schlechteren In-Ear-Kopfhörern kann man das System noch bis zur Landung nutzen.
Und ehe ich mich versah, standen wir auch schon am Gate in Vancouver, wo mein Abenteuer mit der US Immigration und Air Canada beginnen sollte.
Fazit
Das Air Canada Produkt ist sehr gut. Auf dem Nordatlantik gibt es wahrscheinlich kein besseres Star Alliance Business Class Produkt. Die Sitze bieten viel Privatsphäre und direkten Zugang zum Gang, sind bequem und lassen sich in ein komplet flaches Bett verwandeln. Mit Begleitung wird’s nicht ganz so kuschelig wie in den Honeymoon Sitzen bei Iberia und Alitalia. Prämienflüge mit Air Canada lassen sich zum Beispiel mit Meilen von Lufthansa oder United buchen. Air Canada fliegt auf der Langstrecke hauptsächlich ab Toronto, Vancouver und Montreal und bietet Verbindungen nach Europa, Asien und Südamerika an. Aufpassen: Bloß nicht Air Canada Rouge buchen!