Eine neue panafrikanische Allianz?
Afrika ist ein sehr interessanter Luftfahrtmarkt. Laut Bloomberg verhandeln momentan Kenya Airways, South African Airways, Air Mauritius und RwandAir über eine gemeinsame Allianz etwas abseits der drei großen Bündnisse (Star Alliance, SkyTeam und Oneworld).
Die Ausgangslage der vier Airlines
Nur wenige der in Afrika beheimateten Airlines sind profitabel unterwegs. Zu den großen Herausforderungen gehören oft wirtschaftliche Instabilität, geringe Nachfrage/Kaufkraft, wenig Kapital und vor allem schwierige Rahmenbedingungen hinsichtlich Infrastruktur, Luftfahrtdienstleistungen und Politik. Erst kürzlich hatte ich über den Fall der entzogenen Flugerlaubnis in Burundi berichtet: Den Behörden in Burundi war die fehlende Business Class der eingesetzten Q400 ein Dorn im Auge.
Drei der vier eingangs erwähnten Airlines sind defizitär unterwegs: South African flog im Fiskaljahr 16/17 einen Verlust in Höhe von etwa 330 Mio. € ein, bei Kenya Airways sieht es mit einem Minus von rund 224 Mio. € nicht viel besser aus. RwandAir ist seit einer Weile in den roten Zahlen, aber Details werden nicht veröffentlicht. Nur Air Mauritius hat mit einem Gewinn von 4,5 Mio. € im Jahr 2018 einen kleinen Gewinn erwirtschaftet, stand aber 2017 mit einem Plus von 27 Mio. € noch besser da.
Gerade Kenya Airways und South African Airways sind wie Alitalia chronisch am Rand des Bankrotts, allerdings sollte man beachten, dass die Airlines für Kenias und Südafrikas Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Eine wichtige Aufgabe der vier Airlines ist die Anbindung des jeweiligen Landes an den internationalen Handel und Tourismus, um so zur wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen. Ähnlich wie auch bei den Golfcarriern (Qatar Airways, Etihad und Emirates) müssen die Airlines an sich nicht unbedingt profitabel sein, um deren Existenz und (teilweise staatliche) Finanzierung zu rechtfertigen.
Was würde diese Allianz bringen?
Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass die vier Fluggesellschaften momentan in Konkurrenz zueinander stehen. Air France/KLM (SkyTeam-Mitglied) ist mit einem Aktienbesitz von über 26% in Kenya Airways investiert und betreibt auch ein Joint Venture mit Air Mauritius (11,21% Besitz). Dagegen ist South African Airways ein Mitglied der Star Alliance und auch RwandAir ist durch Codeshares mit South African, Turkish, Ethiopian und Brussels eher an die Star Alliance gebunden.
Oneworld ist momentan in Afrika bis auf Comair kaum präsent, wird aber mit der Aufnahme Royal Air Marocs ein afrikanisches Mitglied haben. Dennoch würde eine Allianz zwischen Kenya Airways, South African Airways, Air Mauritius und RwandAir ein gewisses Monopol im Mittel- und Langstreckenmarkt südlich der Sahara entstehen lassen. Mit 113 Flugzeugen wäre das Bündnis von der Größe her vergleichbar mit der erfolgreichen Ethiopian Airlines (108 Flugzeuge).
Ehrlich gesagt frage ich mich auch, was sich die Fluggesellschaften davon versprechen. Sicherlich gäbe es Synergieeffekte in Bereichen wie Flugzeugwartung, IT und Flottenplanung/Flugzeugeinkauf, aber die großen Probleme der Airlines sehe ich momentan eher im Management, außerhalb des Einflussbereiches der Airline (Politik, Korruption usw.) und z.B. den etwas absurden Prestigeflügen wie Nairobi – New York. Für Verbraucher dürfte eine solche Allianz in jedem Fall eine negative Entwicklung sein.
Fazit
Afrika ist laut den Verkehrsprognosen der nächste große Wachstumsmarkt. Ich bin sicher, dass wir dort in den nächsten Jahren noch einige spannende Projekte sehen werden. Ich glaube aber, dass sich die erfolgreichen Airlines eher im Low-Cost-Bereich befinden werden, quasi wie Air Asia Africa.
Ob eine Partnerschaft zwischen Kenya Airways, South African Airways, Air Mauritius und RwandAir eine vielversprechende Lösung ist, wage ich mal zu bezweifeln.
Danke an One Mile At A Time.