Review: Qatar Airways B777 Business Class Doha nach Kairo
Im Oktober hatte ich das Vergnügen, die Business Class der Qatar Airways anbord einer ihrer Boeing 777-300ER zu testen. Der Flug nach Kairo dauert etwa 3:20h. Langstreckenfeeling kommt dort zwar noch nicht wirklich auf, aber um das Produkt zu testen, bietet die Strecke mehr als genug Zeit. Die Business Class wird auf Flügen innerhalb des Nahen Ostens zwar als First Class vermarktet (und beinhaltet damit auch den Zugang zur Al-Safwa-Lounge am Hamad Airport in Doha), ist aber im Grunde eine Business Class wie man sie von Qatar Airways eben kennt. Die neueren B787 Dreamliner und A350 sind mit einer moderneren Business Class ausgestattet, die jedem Passagier direkten Gangzugang verspricht – dank eines leeren Nebensitzes hatte ich das aber auch in der B777!
Flugnummer: QR1301
Route: Doha (DOH) – Kairo (CAI)
Abflug: 13:30
Landung: 15:55
Flugzeit: 3:20h
Flugzeugtyp: Boeing 777-300ER
Reiseklasse: Regional First Class (Business Class)
Nach dem kurzen Hüpfer von Abu Dhabi nach Doha hatte ich noch etwa zwei Stunden Zeit für einen Loungebesuch am Hamad International Airport. Leider hat die neue First Class Lounge Al-Safwa erst kurz nach meinem Besuch aufgemacht, aber über die Al-Mourjan Business Class Lounge kann man sich auch nicht beschweren! Boarding war für 12:45 Uhr angesagt, sodass ich gemütlich gegen 12:40 Uhr am Gate ankam. Der Gatebereich war hauptsächlich mit Ägyptern und Arabern gefüllt; besonders beliebt bei westlichen Fluggästen ist die Route anscheinend nicht.
Dennoch war das Flugzeug recht voll, und die Gate Agents hatten Mühe, das Priority Boarding auch als solches durchzusetzen. Viele der Fluggäste waren sofort aufgesprungen, als das Wort „Boarding“ erwähnt wurde.
Im Flugzeug wurde ich sofort vom überaus freundlichen und zuvorkommenden Kabinenpersonal begrüßt und zu meinem Platz geführt. Ich hatte im Voraus schon Platz 4K ausgewählt, also den Fensterplatz ganz hinten in der Business Class Kabine auf der Steuerbordseite des Flugzeugs. Die südkoreanische Flugbegleiterin, die auf diesem Flug für „meinen“ Gang verantwortlich war, hat sich persönlich bei mir vorgestellt und hat mir gleich ein Getränk angeboten. Es gab, was auch sonst, Champagner!
Natürlich wurden mir auch wieder Datteln und arabischer Kaffee angeboten. Da ich nicht so der Kaffeetrinker bin, habe ich aber auf den Kaffee verzichtet. Kurz danach meldete sich der Erste Offizier, Rajesh, der uns an diesem Tag nach Kairo fliegen würde. Sein Kollege links neben ihm wurde als „Captain Dieter“ vorgestellt – die Vielfalt bei Qatar Airways begeistert mich immer wieder!
Die Menüs für den Flug waren auch schon verteilt worden, und an diesem Tag stand folgendes zur Auswahl:
Soup
Roasted tomato and bell pepper soupAppetisers
Classic arabic mezze
Chicken shawarma wrapMain
Herb marinated prawns with tomato basil sauce
Stuffed chicken breast with chease, onions and olives
Lamb biryani
Goat cheese and roasted vegetables tartCheese plate
Cheese selection served with crackers, grapes and prune cakeDesserts
Seasonal fresh fruits
Ladurée Soyeux
Die freundliche Stewardess erkundigte sich nach meinen Essenswünschen und bot mir auch gleich eine weitere Runde Champagner an – gerne! Lustigerweise kam kurz danach der Purser durch die Kabine, um die Essensbestellungen aufzunehmen. Das kurze „your colleague has already taken care of everything“ war jetzt auch kein Beinbruch, aber ich hätte gedacht, dort gibt es eine klarere Rollenverteilung bzw. man spricht sich vorher ab, wer was macht. First world problems.
In Gedanken war ich noch beim Essen (in Vorfreude auf das Mezze), und eh ich mich versah, heulten die beiden GE90-Triebwerke auf und ich wurde in den Sitz gepresst. Take-Offs in Boeing 777s sind immer noch etwas besonderes. Der Sound ist einfach klasse!
Das Entertainmentsystem ist schon am Boden eingeschaltet gewesen, was ich persönlich sehr wertschätze. Die Auswahl ist sehr groß, sowohl in der Anzahl als auch in der Vielfalt der verfügbaren Filme und Serien. Das System ist einfach navigierbar und reagiert zügig. Ich habe ein paar Folgen Friends geguckt, wie schon auf meinem First-Class-Flug ein paar Wochen vorher. Sogar eine meiner Lieblingsfolgen war dabei: Die, in der Joey keine Lust mehr hat, für Chandler und Monica zu lügen, um ihre Beziehung geheimzuhalten. Zusammen mit den noise-cancelling headphones und dem sehr ruhigen Steigflug hatte ich es mir in meinem Sitz sehr gemütlich gemacht.
Vor dem eigentlichen Essen wurde ein Amouse Bouche serviert, bestehend aus warmen Nüssen und Champagner.
Kurz danach brachten die Flugbegleiter den ersten Gang, in meinem Fall das Arabic Mezze. Angenehm ist auch, dass alles einzeln serviert wird bzw. ein Tablett benutzt wird und man nicht mit einem Trolley durch den Gang fährt. Das trägt defintiv zum Ambiente bei. Mein Tipp für Qatar Airways: Nehmt das Arabic Mezze, das ist einfach hervorragend! Als Beilage dürft ihr euch aus dem Brotkorb noch Brot auswählen, oben links im Bild seht ihr mein Olivenbrot. Und den Champagner hatte ich dann mal gegen Wasser getauscht
Etwas allgemeiner kann man wahrscheinlich sagen, dass man immer das „lokale“ Essen einer Airline nehmen sollte, denn da wissen sie eher, was sie tun. Und meistens ist das Catering auf den Hinflügen, also in diesem Fall ab Doha, besser als auf den Rückflügen, also ab Kairo. Ist aber auch nur eine Daumenregel und es gibt auch viele Gegenbeispiele.
Zum Hauptgericht habe ich mir noch eine Diet Coke bestellt. Das Hühnchen war zwar ganz lecker, aber kein Höhepunkt. Irgendwie fand ich das Gemüse besser.
Als Nachtisch gab es dann für mich die seasonal fruits, und hier finde ich macht Qatar Airways eine konstant gute Figur: Nichts zu banales, nichts zu ausgefallenes. Eine stimmige Mischung aus Kiwi, Beeren, Melone und Guacamole. Die Tomatensauce im Bild gehört nicht zum Dessert, keine Angst. Eigentlich ist es ein tolles Konzept: Nach dem Servieren des Hauptgerichts kann man sich zum Verfeinern noch aus einem mit diversen Saucen und Ölen gefüllten Körbchen bedienen.
Ein paar Worte zum Sitz noch: Von der Anordnung her ist die 2-2-2-Bestuhlung definitiv nicht mehr „state of the art“. Viele Airlines (auch Qatar Airways selber, in ihren neueren B787 und A350 sowie in ihren A380) bieten heutzutage Sitze mit direktem Gangzugang, sodass man nicht über seinen Sitznachbarn klettern muss oder andersherum, um auf Toilette zu gehen. Dabei sind die Sitze dann meistens fischgrätenartig, also schräg gestellt, in einer 1-2-1-Bestuhlung angeordnet. Andere Varianten können dabei auch leicht versetzte Anordnungen wie z.B. bei Alitalia sein, wo die Sitze immer abwechselnd näher am Fenster und näher am Gang gestellt sind.
Im Vergleich bietet der hier verbaute Sitz also weniger Privatsphäre, aber wenn man eh zu zweit unterwegs ist oder keinen Sitznachbar hat, kann ich die Bestuhlung uneingeschränkt empfehlen. Auf Knopfdruck verwandelt er sich in ein komplett flaches Bett, er ist bequem gepolstert und angenehm breit – auch auf den richtigen Langstrecken ertragbar, z. B. in die USA oder nach Australien.
Ganz großes Plus: Der Stauraum. Ihr habt ein recht großes Fach für eure Schuhe am Fußende sowie kleinere Fächer für Zeitungen etc. direkt daneben. Näher an euch sind die Ablagefächer in der Mittelkonsole des Sitzes. Insgesamt habt ihr sicher genug Platz für all eure mitgebrachten Utensilien.
Nach dem Essen wurden übrigens noch Schokoladentafeln verteilt, die sehr lecker waren. Mit jenen Schokoladen im Mund und den Sitz im Relax-Modus entschied ich mich irgendwann, mal die Karte aufzurufen und musste feststellen, dass wir den Sinai schon komplett überquert hatten. Langsam ging der Flug also zu Ende. Kurz darauf kündigte Rajesh tatsächlich schon den Sinkflug auf Kairo an. Schade.
Die Landung in Kairo war nicht sonderlich spannend. Der Flughafen ist es allerdings schon, man sieht neben den üblichen Verdächtigen sehr viele exotische Flieger. Leider ist es so staubig gewesen, dass man auf dem Rollfeld während des Rollens kaum fotografieren konnte.
Was ihr unbedingt wissen solltet, wenn ihr vorhabt, nach Kairo zu fliegen: Es gibt mehrere Terminals (oh, echt?), von denen das Terminal 3 ausschließlich von Egyptair und ihren Star Alliance Partnern genutzt wird. Logisch, denn das Terminal 3 ist noch nicht sehr alt und eigentlich sehr angenehm und modern. Terminal 2 wird gerade saniert und wurde nach meinem Wissen hauptsächlich von Saudia benutzt. Neben dem saisonalen Terminal für Hadschflüge gibt es dann noch das Terminal 1… Und das ist echt ein „Erlebnis“.
Unser Flug kam dann auf einer Außenposition zu stehen und für die Gäste der Business Class gab es einen eigenen Bus. Das Terminal macht einen recht heruntergekommenen Eindruck, auch wenn die Fassade in den letzten Jahren renoviert worden ist. Innen ist es echt nicht schön. Und es herrscht das Chaos, schon an der Immigration. Visa Entry Sticker muss man sich vor dem Anstellen an einem Schalter kaufen, an dem aber nur USD akzeptiert werden. Um die zu bekommen, zieht man sich Ägyptische Pfund an einem Geldautomaten und tauscht diese dann in einer Wechselstube in USD um (die drei erwähnten Schalter und Stuben stehen natürlich nicht direkt nebeneinander, im Gegenteil). Wenn man das weiß, ist’s halb so schlimm. Die Einreise in Ägypten hat aber gezeigt, dass es nicht alle wissen.
Der Zoll scheint auch sehr überfordert zu sein und kontrolliert tatsächlich jeden einzelnen Koffer genauestens. Lustig, was da manche so aus dem Urlaub mitgebracht haben. Mit meinem deutschen Pass wurde ich allerdings einfach durchgewunken. Um ins Terminal reinzukommen, muss man übrigens durch eine Sicherheitskontrolle, an der auch die Bordkarten schon mal kontrolliert werden. Aus diesem Grund warten vor den Toren des Terminals unzählige Menschen, die ihre Freunde oder Familien abholen möchten. Und Taxifahrer natürlich.
Qatar Airways Business Class Fazit
Auf einem 3:20h Flug ist das Produkt der Qatar Airways sicher kaum zu überbieten. Sehr freundliche und hilfsbereite Flugbegleiter, leckeres Essen und ein bequemer Sitz. Was will man mehr? Für den Flughafen in Kairo kann die Airline natürlich nichts.
Seid ihr schon mal in der Qatar Airways Business Class geflogen, und wenn ja, wie sind eure Erfahrungen?