Air Berlin meldet Insolvenz an – was passiert jetzt?
Air Berlin hat am 15.08.2017 einen Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht Charlottenburg eingereicht, nachdem Großaktionär Etihad angekündigt hat, die finanzielle Unterstützung einzustellen. Schon letzte Woche war eine vereinbarte Kredittranche von 50 Mio. Euro nicht überwiesen worden. Hinter den Kulissen wird jetzt über die Zukunft des Unternehmens und damit auch der über 8.000 Beschäftigten entschieden. Die Insolvenz soll in Eigenregie durchgeführt werden.
Fliegt Air Berlin weiter?
Ja, dank eines Überbrückungskredits der KfW (also des Bundes) von 150 Mio. Euro wird Air Berlin den Flugplan zunächst wie geplant aufrechterhalten. Damit wird sichergestellt, dass Air Berlin Fluggäste nicht stranden und die Wetlease-Flüge für Eurowings und Austrian weiter durchgeführt werden können. Der Kredit soll laut Bundeswirtschaftsministerin Zypries den Flugbetrieb für etwa drei Monate sichern.
Was passiert nun mit Air Berlin?
Eine Insolvenz bedeutet an und für sich nichts Gutes, beinhaltet aber auch Chancen für das insolvente Unternehmen. In der amerikanischen und japanischen Luftfahrt sind in der Vergangenheit viele Fluggesellschaften durch Insolvenzverfahren mit weitergeführtem Flugbetrieb gegangen: Japan Airlines, American Airlines, United, Delta usw. fliegen heute immer noch. Ein strategisch gut geplantes Insolvenzverfahren gibt Air Berlin die Möglichkeit, sich von Altgesellschaftern und hohen Schuldenbergen zu befreien. Hierbei wird sicherlich versucht werden, das deutsche Insolvenzrecht gegen Großaktionär Etihad auszuspielen und sich so von den Arabern zu trennen.
Theoretisch hat Air Berlin also die Chance, das Insolvenzverfahren zu überleben, solange sich neue Investoren finden. Es ist jedoch recht wahrscheinlich, dass Air Berlin von diesen Investoren aufgespaltet wird. Verschiedene Airlines haben schon ihr Interesse angemeldet. Lufthansa dürfte neben den Wetlease-Maschinen vor allem am Langstreckengeschäft interessiert sein, Easyjet an europäischen Direktverbindungen und TUIFly an den Ferienzielen der Tochter NIKI. Dabei halte ich es für unwahrscheinlich, dass die Marke Air Berlin bestehen bleibt. Diese hat ja in den vergangenen Monaten durch das Chaos in der Abfertigung große Imageverluste hinnehmen müssen.
Wer was unter welchen Auflagen übernimmt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Bis hierhin ist viel Spekulation dabei.
Kann man noch Air Berlin Tickets buchen?
Ja, Air Berlin verkauft weiterhin Flugtickets. Kurzfristige Buchungen sollten auch unproblematisch sein. Da der Flugbetrieb nur für die nächsten Monate sichergestellt ist, wäre ich mit langfristigen Buchungen vorsichtig. Es ist zwar wahrscheinlich, dass bestehende Air Berlin Buchungen von einem potentiellen Käufer der Air Berlin honoriert werden (als Auflage vom Insolvenzverwalter), aber das ist nicht garantiert. Selbst wenn die Buchungen bestehen bleiben, sind die Flugzeiten usw. natürlich nicht gesichert.
Für Air Berlin ist es immens wichtig, dass der Ticketverkauf weitergeht. Nur so hat die Fluggesellschaft laufende Einnahmen, mit denen der Flugbetrieb aufrecht erhalten werden kann.
Welche Zukunft hat Topbonus?
Topbonus gehört Etihad und ist daher erstmal nicht von der Insolvenz der Air Berlin betroffen. Die Meilen werden von Etihad gesichert und bleiben euch in jedem Fall erhalten. Ihr könnt vorerst weiterhin Meilen sammeln und ausgeben, wie ihr das gewohnt seid.
Aber: Topbonus stellt sämtliche Tickets auf Air Berlin Stock aus, d.h. Air Berlin bezahlt letztlich die Beförderung. Falls die Airline tatsächlich den Flugbetrieb einstellen müsste, wären die Tickets zwar noch gültig, aber ob die Partnerairlines euch dann noch befördern wollen, ist fraglich. Etihad könnte euch eventuell auf Etihad Partner Flüge umbuchen, aber mit Oneworld-Partnern hat Etihad nur sehr wenige Abkommen.
Solange der Flugbetrieb der Air Berlin gesichert ist, werden auch Prämientickets von Topbonus keine Probleme machen. Wie die Welt in 3 Monaten aussieht, ist aber noch völlig unklar. Langfristig wird Topbonus wahrscheinlich in Etihad Guest integriert, da Etihad weiter am europäischen Markt interessiert ist und Lufthansa wohl kaum von einer Übernahme profitieren würde – die meisten Topbonus Teilnehmer sind eh bei Miles & More angemeldet.
Das hier ist eine Momentaufnahme der Situation. Die Ereignisse entwickeln sich natürlich schnell, und eine Glaskugel besitzt niemand.