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Ist es moralisch vertretbar mit Saudia zu fliegen?

Saudia 787

Kaum ein Blog auf BoardingArea beschäftigt sich ernsthaft mit den sozialen, politischen und ökologischen Konsequenzen, die das eigene Flugverhalten hat. Ich möchte mich da selbst explizit mit einschließen. Nun bin ich gerade zum ersten Mal in meinem Leben mit Saudia geflogen und fühle mich dazu verpflichtet, dieses Thema aufzugreifen.

Saudia 787
Saudia 787

Menschenrechte in Saudi-Arabien

Lucky von One Mile At A Time hat als offen homosexueller Blogger ein paar Posts veröffentlicht, in denen er seine Sichtweise zu Reisen in Länder wie die VAE oder die Malediven darlegt. In diesen Ländern steht Homosexualität teilweise unter Todesstrafe. Diese wird aber besonders im Hinblick auf die Bedeutung des Tourismus für die lokale Wirtschaft nicht ganz so drastisch angewendet wie das in Saudi-Arabien der Fall ist. Im wahhabistisch geprägten Saudi-Arabien werden tatsächlich noch regelmäßig Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung hingerichtet; in den VAE gibt es dagegen in der Regel „nur“ Gefängnisstrafen.

Leider gibt es in Saudi-Arabien noch unzählige weitere Menschenrechtsverletzungen. Im Hinblick auf Meinungs- und Glaubensfreiheit sowie Versammlungsfreiheit, Frauenrechten und der Behandlung ausländischer Gastarbeiter belegt das Land regelmäßig einen der hintersten Plätze im weltweiten Vergleich.

Saudia Lounge Jeddah
Saudia Lounge Jeddah

Kann man es moralisch vertreten mit Saudia zu fliegen?

Saudia gehört direkt dem saudischen Staat und ist damit finanziell und ideologisch direkt mit diesem verbunden. In der Praxis zeigt sich das zum Beispiel darin, dass Saudia keine israelischen Staatsbürger befördert und sogar Wartungsverträge kündigt, weil die beauftragte Firma ein Flugzeug der Saudia für Wartungsarbeiten nach Israel flog. Darüber hinaus ist an Bord kein Alkohol erlaubt – auch nicht aus dem Duty Free Shop. Auch die Kleiderordnung an Bord muss zumindest teilweise dem islamischen Dresscode folgen: Frauen müssen zwar keine Kopfbedeckung tragen, aber man wird beim Check-in schon gebeten, sich doch bitte lange Hosen anzuziehen.

Das Kabinenpersonal besteht aus ein paar saudischen Männern, aber größtenteils aus Frauen, die vermutlich sämtlich Gastarbeiterinnen sind. An sich ist daran nichts verwerflich, nur war die Arbeitsverteilung auf meinen beiden Flügen höchst ungerecht zu Lasten der weiblichen Kabinenbesatzung ausgelegt. Quasi 90% des Services wird von den Frauen geleistet; die Männer kümmern sich hauptsächlich um die Kontrolle der Handgepäckstücke und um die arabischen Kabinendurchsagen. Was die während des Fluges sonst noch machen, weiß ich nicht.

Nun sind einige der Aussagen über die finanziellen, politischen und ideologischen Verflechtungen in ähnlicher Weise auch für Qatar Airways, Etihad, Emirates usw. zutreffend. Wer Qatar Airways und Etihad boykottieren will, müsste ja allein durch die Beteiligungen inzwischen auch Alitalia, Iberia und British Airways meiden. Und dass die Regierung von Katar nun unterstützenswert ist, wage ich mal zu bezweifeln.

Ich denke aber, dass man bei diesen Fluggesellschaften weitestgehend westliche Standards im Hinblick auf die Achtung der Menschenrechte sieht: Zum Beispiel transportieren sowohl Emirates als auch Qatar Israelis als Transferpassagiere, nur mangels diplomatischer Beziehungen der entsprechenden Länder eben nicht von und nach Israel. Die Wahrung islamischer Traditionen gelingt dort ja auch ohne Diskriminierungen und völlig unnötigen Richtlinien, etwa durch arabischen Kaffee, Datteln, das Reisegebet und die Rücksichtnahme auf Ramadan usw. Selbst das Fehlen von Alkohol auf der Menükarte kann man so gerne rechtfertigen, aber die extrem restriktive Richtlinie, dass man als Passagier auch keine alkoholischen Getränke mitführen darf, fällt denen bei Qatar, Etihad und Emirates im Traum nicht ein.

Saudia 787 Business Class
Saudia 787 Business Class

Ja, als staatliche Airlines tragen Emirates und Qatar ebenfalls zur Finanzierung zweier laut Amnesty International problematischen Staaten bei. Dennoch haben sich sowohl die VAE als auch Katar zum Ziel gesetzt, ihre jeweiligen Hauptstädte als globales Zentrum für Handel, Tourismus, Kultur und was auch immer zu etablieren. Die Finanzkraft dafür haben beide dank des Öl- und Gasreichtums der Region. Das Vorhaben wird aber insgesamt nur gelingen, wenn sich die Länder weiter öffnen und eben auch kontinuierlich auf westliche Menschenrechtsstandards hinarbeiten – die Türkei sei mal als aktuelles Gegenbeispiel erwähnt. Und diesen Teil kann der Westen mitsteuern: Gutes Verhalten wird belohnt, schlechtes wird bestraft, beispielsweise durch einen möglichen Boykott der WM in Katar.

Bei Saudia hat man hingegen das Gefühl, dass man beim Besteigen der Maschine Teil des Problems wird. Dass man mit seinem Flugticket gerade einen Staat mitfinanziert hat, der nicht nur Menschenrechte grob missachtet, sondern diese Ideologie auch noch aggressiv exportieren möchte. Ich kann mir daher momentan beim besten Willen nicht vorstellen, in naher Zukunft nochmal ein Flugzeug dieser Airline zu besteigen, auch wenn die Flüge eigentlich sehr angenehm waren. Ich wollte es mir persönlich ansehen, bevor ich darüber urteile, aber das hat jetzt fürs Erste gereicht. Falls Saudi-Arabien allerdings irgendwann mal die Achtung der Menschenrechte sicherstellt, fliege ich auch gerne wieder Saudia. Gutes Verhalten wird belohnt.

Was denkt ihr über Saudia oder ähnliche Fluggesellschaften wie Kuwait Airways?

 

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2 Kommentare

  1. hm…? Das ganze ist schon richtig, aber wenn man das durchzieht darf man dann auch nicht mehr in die USA bzw mit einer US Airline Fliegen … Trump sei dank…

    1. Mit dem Unterschied, dass Delta, United, American usw. keine staatlichen Airlines sind. Und ich denke die USA sind auch mit Trump noch Welten von saudischen Niveaus entfernt.

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