Was stellt Qatar Airways mit Meridiana an?
Meridiana ist eine etwas seltsame Airline. Aktuell besteht die Flotte aus 12 Flugzeugen, die ein hauptsächlich auf Neapel, Sardinien und Sizilien fokussiertes Streckennetz bedienen. Dazu kommen ein paar Langstrecken ab Neapel, die mit 767 geflogen werden. Nun hat Qatar Airways 49% der Anteile übernommen und will die Fluggesellschaft zum Flag Carrier Italiens machen. Meridiana soll daher nach Möglichkeit in Air Italy umbenannt werden.
Qatar Airways hat grosse Pläne
Als erster Schritt wird der Langstreckenbetrieb umgebaut. Im Juni 2018 sollen ab Mailand-Malpensa Dienste nach New York und Miami aufgenommen werden, die Verbindungen ab Neapel werden scheinbar aufgegeben. Nun ist Mailand ein stark umkämpfter Markt: Die Verbindung nach New York wird sogar von Emirates als Fifth-Freedom-Flug angeboten. Wie Meridiana da konkurrenzfähig sein möchte, bleibt abzuwarten. Auf OMAAT gibt es ein Review zum aktuellen Langstreckenprodukt, was milde ausgedrückt unterdurschnittlich ist.
Aber Qatar Airways wäre nicht Qatar Airways, wenn man nicht einen Plan hätte. Im Gegensatz zu Etihad beschränkt man sich beim Engagement bei in Schwierigkeiten steckenden europäischen Fluglinien nicht nur auf finanzielle Hilfe. Die Kataris unterstützen das Rebranding und wollen ausserdem ab 2018 20 Boeing 737 und mehrere A330 und 787 zu Meridiana schieben. Woher die 737 kommen sollen, ist mir nicht klar, aber zumindest die Langstreckenflieger dürften von Qatar Airways selbst kommen. Gerüchten zufolge sind das erstmal die älteren A330 mit dem alten Business-Class-Produkt.
Meridiana in Oneworld?
Da Qatar Airways Oneworld-Mitglied ist, stellt sich die Frage, wie das perspektivisch bei den Italienern aussieht. In Zentraleuropa ist Oneworld nach dem Aus von Air Berlin stark geschwächt und Meridiana könnte mit Hub in Mailand diese Lücke zumindest ein bisschen füllen. Noch ist nichts offiziell angekündigt, aber ich halte es nicht für unrealistisch, dass ein Beitritt zumindest mittelfristig das Ziel ist.
Schon jetzt benutzt Meridiana Avios als Währung des Kundenbindungsprogramms. Wie auch Royal Air Maroc ist Meridiana in Bezug auf Avios nicht ganz so gut in das Schema integriert wie Iberia, Aer Lingus und British Airways das sind. Avios lassen sich nicht von und zu Meridiana Club Konten transferieren, d.h. Avios müssen komplett innerhalb des Meridiana Clubs gutgeschrieben und verwendet werden, was das Programm eher nutzlos macht. Dennoch kann man schon jetzt über den British Airways Executive Club seine Avios für Flüge mit Meridiana ausgeben, wie Rob von Head for Points erklärt. Damit hätte man eine weitere Möglichkeit, seine Avios für Flüge in die USA einzusetzen. Leider sind die Steuern und Gebühren im Moment noch recht hoch, aber vielleicht ändert sich daran ja noch was.
Es bleibt spannend bei Meridiana. Ich frage mich, ob man Alitalia wirklich aus dem Markt drängen kann, so wie Qatar Airways CEO al-Baker das angekündigt hat. Ehrgeizig sind die Pläne auf jeden Fall, aber mit Qatar Airways hat man auch einen finanzstarken Partner im Rücken.
