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Interessante Brexitstrategie: Iberia präsentiert sich als Tochter einer spanischen Kaufhauskette

Iberia A330-200 Business Class

Der Brexit stellt einige europäische Airlines vor gewaltige Probleme: Wer im EU-Binnenmarkt fliegen möchte, muss mehrheitlich von Investoren aus  EU-Mitgliedstaaten kontrolliert werden. Ein Brexitdeal könnte dazu zwar eine Sonderklausel enthalten, aber betroffene Fluggesellschaften müssen sich auch darauf vorbereiten, dass Großbritannien die EU im März ohne Abkommen verlässt. Easyjet hat zum Beispiel ihr EU-Geschäft größtenteils auf die in Österreich beheimatete Easyjet Europe übertragen. Etwas merkwürdiger ist dagegen die Strategie von Iberia.

Iberia A330-200 Business Class
Iberia A330-200 Business Class

Wer kontrolliert Iberia?

Iberia fusionierte 2011 mit British Airways und ist nun zu 100% im Besitz von IAG (International Airlines Group). Zu IAG gehören neben British Airways und Iberia auch Vueling, LEVEL und Air Lingus. IAG wird an den Börsen von London und Madrid gehandelt. Die Mehrheit der Aktien befindet sich im Streubesitz, allerdings sind Qatar Airways aus Katar mit 21,4% und Europacific Growth aus den USA mit 5,26% an IAG beteiligt.

Wenn also britische Firmen und Anleger mit mehr als 22,34% an IAG beteiligt sind, stünde Iberia vor einem großen Problem, denn ihr Eigentümer wäre nicht mehr zu 51% durch EU-Investoren kontrolliert. Iberia als Tochtergesellschaft von IAG würde dann ihre Flugrechte in der Europäischen Union verlieren.

Iberia ist spanisch!

IAG hat sich eine zweite Argumentationskette aufgebaut, die nachweisen soll, dass Iberia eine spanische Firme ist. Dazu macht man sich die komplizierten Firmenstrukturen zu Nutze, die bei der Fusion mit British Airways entstanden sind. Die Firma gehört zwar wirtschaftlich zu 100% zu IAG, aber die Stimmrechte der Firma sind angeblich weiterhin in spanischer Hand.

Iberia ist nämlich keine direkte Tocher der Dachgesellschaft IAG, sondern gehört zu Ib Opco Holdings S.L., wo die wirtschaftlichen Rechte damals von den Stimmrechten der Airline getrennt wurden. IAG hat nur 49,9% der Stimmrechte, während Garanair die restlichen 50,1% besitzt. Garanair gehört heute der spanischen Kaufhauskette El Corte Inglés. Diese Stimmrechte würden damit auch für Iberia selbst gelten, die offiziell Iberia Líneas Aéreas de España, S.A. Operadora heißt.

Garanair hat aktuell nur einen Mitarbeiter namens Jorge Pont Sánchez, ein Manager der erwähnten Kaufhauskette El Corte Inglés. Mit nur einem Euro sind die 7.000 Aktien der Firma auch kaum etwas Wert. Eine berechtigte Frage ist natürlich, was man mit diesen Stimmrechten überhaupt machen kann, wenn die Firma wirtschaftlich jemand anderem gehört. Dennoch sei Iberia damit zumindest auf dem Papier eine spanische Firma, so die Argumentation von IAG. Jorge Pont Sánchez ist außerdem als Vice President bei Iberia tätig, was noch einmal unterstreichen soll, dass Iberia zumindest politisch in spanischen Händen ist.

Wenn Iberia sich damit retten kann, müsste sich auch Vueling keine Sorgen machen. Der Billigflieger ist eine Tochtergesellschaft von Iberia.

Fazit

Es wird sich zeigen, ob Brüssel der IAG-Argumentationskette folgt. Air France/KLM und Lufthansa werden mit Sicherheit dagegen ankämpfen. Die Trennung von wirtschaftlichen und politischen Rechten ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz, aber ich habe zu wenig Ahnung von europäischem Firmenrecht, um dazu einen qualifizierten Kommentar abzugeben. Für mich als Außenstehenden klingt es nur äußerst komisch, dass Iberia nun vorgibt, Teil von El Corte Inglés zu sein. Das wäre so, als würde Lufthansa uns plötzlich verkaufen wollen, die Airline gehöre zu Karstadt.

Mehr dazu bei El País und Head For Points.

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