Im April gab es einen Flash Sale, über den viel geredet wurde: Ab Oslo und anderen skandinavischen Städten waren Star Alliance Business Class Tickets zu verschiedenen Delta Hubs in den USA stark reduziert buchbar. Da musste ich einfach kurzerhand zuschlagen und ein Ticket nach Seattle kaufen. Den kompletten Reisebericht mit Reviews der Air Canada Business Class gibt es in Kürze. Da ich im ersten Beitrag der Reihe Fliegen Erklärt schon ein paar Bilder aus dem Museum of Flight genommen habe, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Post vorzuziehen. Hier geht es also zunächst um das Future of Flight Aviation Center und die Boeing Tour. Zur Stadt Seattle kommt natürlich auch noch etwas!

Future of Flight und Boeing Tour

Boeing ist in Seattle an zwei großen Standorten vertreten. Nördlich von Seattle, in Everett, befindet sich die Endmontagelinie der 787, 747 und 777. Im südlich liegenden Renton findet die Endmontage der 737 statt. Die Halle in Everett ist laut Boeing das größte Gebäude der Welt, wenn man nach dem Volumen geht. Genau diese Halle kann man besichtigen, wenn man die Boeing Tour mitmacht. Die Tour findet alle 30 Minuten statt und kostet 20$. Die Tickets kann man vorher auf der Website reservieren, was aber nicht zwingend erforderlich ist. Auch vor Ort können Tickets erworben werden. In jedem Fall empfiehlt sich die Anreise mit dem Mietwagen. Die Adresse des Future of Flight Aviation Center ist 8415 Paine Field Blvd. Die Route führt euch wahrscheinlich über die Freeways WA-525 oder WA-526 W. Alternativ könnt ihr ein Tourpaket mit Abholung in Seattle buchen, welche aber viel teurer sind. Mit dem öffentlichen Nahverkehr wird es noch abenteuerlicher: Aus Downtown Seattle ist das eine Route mit zweifachem Umsteigen und einer halben Meile Fußmarsch am Ende, der mindestens 90 Minuten dauert. Der Tripplanner des King County Metro hilft euch weiter. Direkt neben dem Future of Flight Aviation Center ist übrigens ein Hilton Hotel.

Hinter dem Parkplatz ist ein Hügel zum Spotten. Boeing teilt die Start- und Landebahn mit dem Flugplatz Paine Field, von dem aus hauptsächlich Geschäftsreiseflugzeuge und General Aviation starten. Interessanterweise ist Boeing nur für 2% der Starts und Landungen verantwortlich (dafür aber für 98% der Abflugmassen). Hinter der Bahn sieht man die fertig gebauten Flugzeuge, die entweder auf ihre Lackierung, einen Testflug oder die Auslieferung warten. Die meisten Flieger sind 777 und 787.

Das Future of Flight Aviation Center ist ein eher unscheinbares graues Gebäude. Innen drin ist ein kleines Museum, in dem die Triebwerke der 777, also die GE 90 und das Trent 800, ausgestellt sind. Außerdem sind ein begehbares Cockpit einer 727 und einige kleinere Exponate zu finden. Besonders groß ist das Museum aber nicht. Immerhin ist es im Ticketpreis der Boeing Tour enthalten. Diese ist das wahre Highlight des Future of Flight Aviation Centers. Leider darf man während der Tour verständlicherweise keine Fotos aufnehmen.

Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich eine Besucherterrasse, von der aus man eine sehr gute Sicht auf das Vorfeld und die Landebahn hat. Unter anderem kann man die zum Dreamlifter umgebauten 747 bestaunen, welche Rumpfsektionen der 787 nach Everett fliegen. Die DC-3 steht eigentlich im Museum of Flight in Renton, wurde aber für eine Hochzeit nach Everett gebracht. Da wird jemand tief in die Tasche gegriffen haben!

Die Boeing Tour beginnt in einem Kinosaal, wo man einen Kurzfilm über die Geschichte Boeings gezeigt bekommt. Die Tourguides stellen sich vor und teilen den Saal in zwei Gruppen auf, die das Gebäude durch verschiedene Türen verlassen und in getrennten Bussen zur Halle gefahren werden. Die Gruppen laufen die Tour jeweils in entgegengesetzter Richtung. Die Halle ist untertunnelt, sodass man zu den einzelnen Aussichtsplattformen einen Frachtaufzug aus dem Tunnel heraus nehmen muss. Auch ohne den Tourguide wäre das Besichtigen der Produktionslinie ein tolles Erlebnis, aber der Guide war tatsächlich auch sehr kompetent und konnte selbst detailliertere Fragen einiger Tourteilnehmer beantworten. Ein paar Seitenhiebe in Richtung Toulouse durften natürlich nicht fehlen 😉

Man bekommt die Endmontagelinien der 747, 777 und 787 zu sehen. Der Guide erklärt dabei den Prozess der Endmontage, wobei alle Erklärungen natürlich auf ein allgemein verständliches Sprachniveau runtergebrochen werden (immerhin können auch Kinder ab 122cm die Tour machen und viele der Gäste sprachen muttersprachlich nicht Englisch).

Fazit

Wenn man schon einmal in Seattle ist und sich auch nur ein bisschen für Flugzeuge interessiert, muss man hier auf jeden Fall hingehen. Im Zweifel würde ich die Boeing Tour auch dem Museum of Flight in Renton vorziehen, wobei man beide an einem Tag schaffen kann. Mehr Zeit kann man sich natürlich immer nehmen. Im Museum of Flight könnte ich auch einen ganzen Tag verbringen. Für das Future of Flight Aviation Center empfehle ich auf jeden Fall ein Fernglas oder eine Kamera mit gutem Zoom, wenn ihr die Flugzeuge auf dem Werksgelände sehen oder fotografieren möchtet. Der Hügel ist doch ein ganzes Stückchen entfernt, wenn auch in direkter Sichtlinie.