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Reiseziel: Seattle

Seattle Pike Place Market

Städtetourismus in den USA wird oft mit Städten wie New York, Miami und San Francisco verbunden. Nach Seattle verschlägt es die meisten nicht wegen der Stadt selbst, sondern entweder wegen einer Kreuzfahrt oder eines Roadtrips durch die vielen Nationalparks in den USA und in Kanada. Dabei lohnt sich ein Besuch in der größten Stadt des US-Bundesstaates Washington allemal. Dank eines Air Canada Business Class Sales hatte ich letztes Jahr das Vergnügen, die Stadt zu besuchen. Da ich bei der Recherche vor meinem Besuch nicht gerade viele Blogeinträge über Seattle gefunden habe, möchte ich meine Erfahrungen teilen.

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Historisches

Seattle wurde 1869 offiziell gegründet, wobei die ersten Siedler bereits 1851 in der Gegend landeten. Der Name der Stadt ist auf Noah Sealth zurückzuführen: Der Häuptling der Duwamisch und Suquamish war bekannt als Häuptling Seattle. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt ihren ersten Boom, da in der umliegenden Pazifik-Nordwest-Region aufgrund der großen Waldflächen die Holzindustrie florierte. Auch heute noch trägt die Stadt den Spitznamen The Emerald City in Anspielung auf die vielen Grünflächen und Wälder in und um Seattle. Besonders im amerikanischen Raum ist Seattle durch das Klima auch als Rainy City bekannt. Zwar regnet es statistisch gesehen nicht mehr als in anderen Städten, aber das maritime Klima sorgt für viele bewölkte und regnerische Tage.

Dem luftfahrtbegeisterten Leser wird Seattle sicher wegen Boeing ein Begriff sein. Der Flugzeughersteller sitzt zwar offiziell in Chicago, baut aber einen Großteil seiner Flugzeuge in den Werken in Everett und Renton in der Nähe von Seattle. Boeing wurde am 15. Juli 1916 von William Boeing gegründet und hat maßgeblich zur Entwicklung der Stadt beigetragen. Während des zweiten Weltkriegs wurden tausende Bomber für die US Air Force in Seattle gebaut, was zu einem starken wirtschaftlichen Aufschwung führte. Dieser kam nach Kriegsende allerdings zu einem abrupten Stop, da plötzlich der Bedarf an Militärflugzeugen stark schrumpfte. Zwar konnte sich Boeing ein paar Jahre später wieder erholen und hat spätestens seit der Einführung der 707 eine führende Rolle in der Zivilluftfahrt inne. Die Stadt Seattle hat ihre Wirtschaft aber diversifiziert und ist heute Sitz namhafter Firmen wie Microsoft, Amazon und Starbucks.

Aber zurück zu Boeing: Mit der Einführung der 707 begann für viele Historiker auch das moderne Seattle. Nicht unbedingt wegen dem Flugzeug, aber wegen der Weltausstellung 1962, für die Seattle der Gastgeber war. Die Messe holte man sich dorthin, um die Gegend um Downtown wieder attraktiver zu machen. Der starke Bevölkerungsanstieg hatte nämlich dazu geführt, dass immer mehr Einwohner in Vorstädte wie Bellevue, Mercer Island und Newport gezogen waren und Seattle selbst, vor allem in Downtown, etwas heruntergekommen war. Für die Messe wurde das heutige Wahrzeichen, die Space Needle, gebaut.

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Wo man übernachten sollte

Eins vorweg: Seattle hat nicht unbedingt den besten Hotelmarkt. Scott von Travelcodex hat einen sehr lesenswerten Guide zu Seattle geschrieben, wo ihr euch die Hotelsituation von einem Einwohner Seattles erklären lassen könnt. Er warnt dort auch vor Gegenden, wo man besser nicht übernachten sollte, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Ich möchte das aber hier noch einmal zusammenfassen. Im Grunde habt ihr folgende Optionen:

Downtown, Belltown und South Lake Union

Die besten Hotels findet ihr in Downtown Seattle und den angrenzenden Bezirken Belltown und South Lake Union, wobei letztere noch etwas bezahlbarer sind. Außerhalb der Hauptsaison findet ihr dort auch für unter 100 USD gute Hotels, aber im Sommer müsst ihr mit mindestens 200 USD pro Nacht rechnen. Man bezahlt halt für die gute Lage (man kann viel zu Fuß erreichen). Vom Flughafen aus ist die Gegend mit dem Light Rail gut zu erreichen. Eine Fahrt dauert etwa 40 Minuten.

University District

Die University of Washington ist eine sehr schöne Universität und auch so einen Besuch wert. Die Umgebung bietet aber auch einige gute Übernachtungsmöglichkeiten, die einen Kompromiss aus Lage und Preis bieten. Ein Hotel kostet euch hier meistens weniger als 200 USD pro Nacht. Mit dem Light Rail seid ihr in 10 Minuten in Downtown und in 50 Minuten am Flughafen.

Bellevue

Bellevue ist eine Vorstadt im Osten Seattles und bietet außer ein paar Malls nicht wirklich viel. Zum Wohnen ist es sicher schön, aber für einen Urlaub? Die Hotels sind zwar deutlich günstiger als in Seattle, dafür müsst ihr aber auch mit dem Auto nach Seattle fahren, der Bus ist nicht wirklich eine Option. Besonders im Sommer kann der Verkehr grauenhaft sein. Als Ausgangsbasis für Ausflüge in die umliegenden Nationalparks oder zu Boeing kann Bellevue aber ideal sein.

SeaTac Airport

Der Flughafen liegt im Süden der Stadt und ist zwar über den Light Rail ans Zentrum angeschlossen, allerdings dauert eine Fahrt etwa 40 Minuten. Wer damit leben kann, findet in der Nähe des Flughafens günstige Hotels. Fast alle Hotels bieten kostenlose Shuttleservices zum Flughafen an, sodass man auch die Mietwagenstation schnell erreicht. In der näheren Umgebung gibt es außer ein paar Supermärkten nicht viel, aber für Tagesausflüge (entweder mit dem Mietwagen ins Umland oder mit der Light Rail nach Seattle Downtown) ist ein Airporthotel durchaus empfehlenswert. Ich habe im Holiday Inn Express & Suites Seattle Sea-Tac Airport übernachtet und kann das Hotel sehr empfehlen. Die Station Angle Lake der Light Rail ist in unter fünf Minuten zu Fuß erreichbar.

Was es zu sehen gibt

In Seattle gibt es eine Menge zu sehen, auch wenn die Attraktionen vielleicht weniger offensichtlich sind als in anderen Städten. Seattle punktet meiner Meinung nach sehr viel durch die vielen Grünflächen und wunderschöne Natur, in die sich die Stadt tatsächlich eingegliedert hat. Auch hier hat Scott von Travelcodex einen Guide parat, der aus der Sicht eines Einheimischen die wirklich schönen Orte aufzeigt und Touristenfallen als solche entlarvt. Ich möchte hier nochmal ein paar der Orte vorstellen, die mir besonders gefallen haben. Das ist keineswegs eine vollständige Liste (den verlinkten Artikel von Scott sollte man sich auf jeden Fall durchlesen!), sondern ein Einblick in die Höhepunkte meiner Reise.

Touristenfallen

Die größten Touristenfallen sind wahrscheinlich:

  • Der erste Starbucks. Wer den Laden sehen möchte, kann das gerne tun. Die Schlangen sind aber oft lang und am Ende ist es auch nur ein Starbucks wie alle anderen.
  • Pike Place Market. An sich ist der Bauernmarkt zwar keine Touristenfalle im klassischen Sinne, aber besonders viele Einheimische gehen dort glaube ich nicht einkaufen.
  • Waterfront. Auch wieder keine klassische Touristenfalle, aber auch nicht die schönste Gegend. Man hat von dort aus schöne Aussichten, aber die Nachbarschaft selbst ist nicht so interessant.
  • Space Needle. Von unten ist die Space Needle zwar schön anzugucken, aber raufgehen lohnt sich meiner Meinung nach nicht. Das gilt auch für andere Wolkenkratzer. Einen schönen Blick bekommt man auch von öffentlichen Parks aus (wie Kerry Park).
  • Seattle Center und das Pacific Science Center. Seattle Center ist die Gegend um die Space Needle. Hier gibt es immer mal wieder Ausstellungen und Feste, die interessant sein können, aber sonst richtet sich das Angebot dort nicht unbedingt an Touristen. Das Pacific Science Center zum Beispiel ist für Einheimische (gerade für Familien mit Kindern) vielleicht ein toller Ausflug, aber ähnliche Attraktionen gibt es auch in anderen Städten.

Nichtsdestotrotz sollte man sich von der Liste natürlich nicht beeinflussen lassen. Der beste Urlaub ist der, in dem man Spaß hat – und man kann auch in „Touristenfallen“ Spaß haben.

Downtown und Waterfront

Wie gesagt, die Waterfront-Gegend ist nicht besonders interessant. Es gibt dort ein Riesenrad (warum?) und ein Aquarium. Die Sicht von dort ist aber sehr schön. Auch die aktuelle Kunstinstallation mit den Comic-Book-Schildern ist ganz witzig.

Seattle Waterfront
Seattle Waterfront

Die Insel auf der anderen Seite der Elliott Bay heißt Bainbridge Island.

Seattle Waterfront
Seattle Waterfront

Der Pike Place Market ist oft auf Fotos zu sehen und definitiv einen Besuch wert. Er ist jedoch oft recht voll und da ich eh nicht der größte Fan von Farmers‘ Markets bin, habe ich mich dort nicht zu lange aufgehalten.

Seattle Pike Place Market
Seattle Pike Place Market

Stattdessen bin ich zur Waterfront gelaufen, wo leider ein zweistöckiger Betonhighway direkt an der Küste entlangläuft. Ohne diese betongewordene Abscheulichkeit wären die Wohnungen dort sicher noch viel besser. 😉

Seattle Waterfront
Seattle Waterfront

Seattle Center

Auf dem Weg zum Seattle Center kommt man, wenn man der Küste folgt, am Seattle Art Museum’s Olympic Sculpture Park vorbei. Der Park ist kostenlos zu besichtigen und bietet mit einigen Bänken mit Blick auf die Space Needle und die Elliott Bay eine ideale Möglichkeit, eine Verschnaufpause einzulegen. Der Park führt über eine Eisenbahntrasse, die hauptsächlich von Güterzügen befahren wird. Hier werden auch öfter mal Rumpfsegmente der 737 mit dem Zug nach Renton gefahren.

Olympic Sculpture Park in Seattle
Olympic Sculpture Park in Seattle

In Seattle Center stehen um die Space Needle herum einige Attraktionen, die ich aber wie oben erklärt nicht ganz so spannend fand. Die Space Needle ist aber architektonisch ein sehr interessantes Gebäude, was man sich auch mal aus der Nähe anschauen kann. Die Gegend um die Space Needle ist einerseits wie ganz Seattle sehr grün und gepflegt, hat andererseits aber auch ein paar Obdachlosencamps mitten auf den Gehwegen. Vielleicht sollte man die Gegend nachts zu Fuß meiden. Sonst hat Seattle aber zu jeder Tageszeit einen sehr sicheren Eindruck gemacht.

Space Needle in Seattle
Space Needle in Seattle

Lake Union

Etwas weiter nördlich und von der Space Needle zu Fuß gut erreichbar befindet sich der Lake Union. Dort gibt es noch ein paar Museen, wobei die Hauptattraktion der See ist. Hier kann man sich auch ein Boot ausleihen, was bei schönem Wetter sicherlich wunderbar ist. Oder man kauft sich gleich eine Jacht…

Lake Union in Seattle
Lake Union in Seattle

In Seattle wird an allen Ecken und Enden gebaut. Ein Einheimischer meinte, dass die meisten Wolkenkratzer mit Glasfassade vor der Finanzkrise noch nicht standen. Das glaube ich gern.

Lake Union in Seattle
Lake Union in Seattle

Wer gut zu Fuß ist, kann um den See herumlaufen. Der Weg ist gut ausgeschildert, aber man läuft eine ganze Weile. Dafür wird man mit schönen Aussichten belohnt. Von South Lake Union bis zur University of Washington bin ich etwa eine Stunde, vielleicht auch etwas mehr, unterwegs gewesen. Das hängt natürlich vom Lauftempo ab.

Lake Union in Seattle
Lake Union in Seattle

Zur University of Washington führt eine Brücke – eigentlich zwei Brücken. Die eine ist aber Teil eines Highways und damit für Fußgänger nicht überquerbar. Die andere Brücke ist eine Klappbrücke.

Lake Union in Seattle
Lake Union in Seattle

University of Washington

Die University of Washington hat einen vergleichsweise großen Campus in Seattle. Die Gebäude sehen teilweise aus wie aus Hogwarts. Zur Kirschblütenzeit soll der Campus besonders schön sein, aber auch im Sommer ist er mit den Nadelbäumen und den vielen Grünflächen sehr nett.

University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington
University of Washington

Kerry Park

Abends empfiehlt sich ein Ausflug zum Kerry Park im Stadtteil Queen Anne. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf Downtown Seattle und die Elliott Bay. Der Weg dorthin ist zwar nicht besonders weit, wenn man von der Spaße Needle startet, aber ziemlich steil. Es empfiehlt sich, rechtzeitig da zu sein. Besonders bei schönem Wetter kann es im Kerry Park etwas voller werden. Zwar wird es nicht so voll, dass es unangenehm wäre, aber die guten Fotoplätze sind „umkämpft“.

Kerry Park in Seattle
Kerry Park in Seattle

In dem Wolkenkratzer mit dem Pyramidendach (im Bild rechts von der Space Needle) wohnt übrigens eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern.

Kerry Park in Seattle
Kerry Park in Seattle

Man würde wohl gerne höher bauen in Downtown Seattle, allerdings liegt der Bereich der Stadt direkt in der Einflugschneise des Flughafens. Die FAA spielt da bisher noch nicht mit.

Kerry Park in Seattle
Kerry Park in Seattle

Sportveranstaltungen

Seattle hat mit den Seattle Seahawks ein gutes Football-Team, das den Superbowl 2014 gewann. Das Team genießt lokal viel Unterstützung und Seahawks Games sollen eine tolle Stimmung haben. Auch das College Football Team der University of Washington, die Huskies, sind beliebt. Das Stadion ist etwa so groß wie das Berliner Olympiastadion.

University of Washington Stadion
University of Washington Stadion

Die Seattle Sounders sind der Fußballclub der Stadt. Europäischer Fußball wird in den USA immer beliebter. Die Sounders haben besonders viele Unterstützer und füllen ihr Stadion mit durchschnittlich mehr als 40.000 Fans, die im Jahr 2016 den Gewinn das MLS Cup feiern konnten.

Alki/North Admiral in West Seattle

Defintiv nur mit dem Auto erreichbar ist West Seattle (na, wer erinnert sich noch an den Namen Alki?). Auch von dort hat man aber einen schönen Blick auf Downtown Seattle und den Mount Rainier. Das Ufer ist mit Bänken ausgestattet, sodass man dort den Sonnenuntergang genießen kann. Besonders voll wird es dort nicht.

Seattle Skyline
Seattle Skyline
Mount Rainier
Mount Rainier

Sonstiges

Weitere Ideen findet ihr wie gesagt bei Scott von Travelcodex oder auch bei Tripadvisor und Co. Lasst euch auch die Attraktionen im Umland nicht entgehen! Hier kann ich die Boeing Tour sowie das Museum of Flight (Teil 1 und Teil 2) nur empfehlen. Auch die Nationalparks sind sehr sehenswert. Vancouver ist ebenfalls nur 155km entfernt.

Fazit

Seattle ist und bleibt nicht die touristischste Stadt der Welt. Das merkt man auch, wenn man ein Hotel buchen möchte. Als Ausgangspunkt einer Rundreise oder einer Kreuzfahrt wird sich der ein oder andere sicher dort für ein paar Tage aufhalten. Und das lohnt sich sehr.

Wenn ihr Fragen oder Anmerkungen habt, lasst einfach einen Kommentar hier!

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