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Fliegen Erklärt: Welche Lampen hat ein Flugzeug?

A321 Beleuchtung

Wer schon einmal ein Flugzeug in der Nacht gesehen hat, dem werden sicher all die Lichter und Lampen aufgefallen sein, die scheinbar willkürlich blinken und leuchten. Doch jede Lampe hat eine Funktion, die ich in diesem Teil der Reihe Fliegen Erklärt, in der ich als angehender Ingenieur der Luftfahrttechnik Fragen rund um die Fliegerei beantworte, erklären werde.

Welche Lampen hat ein Flugzeug?

Die Anzahl und Art der Beleuchtungseinrichtungen eines kommerziellen Verkehrsflugzeugs ist nicht komplett dem Hersteller überlassen, sondern wird in den Zulassungsvorschriften geregelt. Für große Verkehrsflugzeuge wie sie Airbus oder Boeing bauen, gilt in Europa die EASA CS-25. Dennoch gibt es zwischen einzelnen Flugzeugtypen einige Unterschiede. Generell lassen sich die Lampen in zwei Kategorien einordnen:

  • Lampen, die der Besatzung helfen zu sehen
  • Navigationslichter
  • Anti-Kollisions-Lichter

Lampen, die für uns die Nacht zum Tag machen

Die Piloten müssen natürlich sehen, was draußen vor sich geht. Daher stehen ihnen verschiedene Lampen zur Verfügung, die die Umgebung erhellen.

Die erste Phase einer Flugmission ist für gewöhnlich das Rollen vom Gate zur Startbahn, im Englischen Taxi genannt. Um die Rollwege beim Taxivorgang zu beleuchten, haben Flugzeuge Taxi Lights. Diese sind meistens im Bugfahrwerk eingebaut, teilweise auch in den Flügeln. Generell sind die meisten Lampen redundant eingebaut, sodass sich im Bugfahrwerk zwei Taxi Lights befinden. Viele Flugzeuge haben im Bereich der Flügelwurzel sogenannte Runway Turnoff Lights, welche in einem leichten Winkel nach außen leuchten. Diese Lichter helfen beim Manövrieren am Boden, um z.B. in eine Kurve hineinschauen zu können. Namensgebend ist allerdings der Landevorgang, bei dem diese Lichter helfen, die richtige Ausfahrt zu sehen und zu nehmen. Beim Auto wurden diese Lichter vor einigen Jahren als Kurvenlicht eingeführt.

Einschalten: Sowohl die Taxi Lights als auch die Runway Turnoff Lights werden zum Taxivorgang (also vor dem Start und nach der Landung) eingeschaltet. Zur Landung werden die Runway Turnoff Lights je nach Airline entweder zusammen mit den Landing Lights, erst kurz vor der Landung oder erst kurz vor dem Verlassen der Landebahn eingeschaltet.

Ausschalten: Nach dem Start können die Lampen quasi sofort ausgeschaltet werden (nach dem Einfahren des Bugfahrwerks beleuchten die Taxi Lights eh nicht mehr viel), werden der Einfachheit halber aber meist zusammen mit den Landing Lights zusammen ausgeschaltet. Nach der Landung werden die Lichter am Gate ausgeschaltet.

A321 Landing Lights
A321 Landing Lights

Zum Start und zur Landung werden noch ein paar sehr helle Lampen eingeschaltet: Die Landing Lights. Diese sind extrem hell – so hell, dass sie beim Bodenpersonal Augenschäden verursachen können, wenn sie aus kurzer Distanz direkt reinschauen. Außerdem werden die Lampen ohne Fahrtwindkühlung schnell heiß, sodass sie während des Taxivorgangs ausgeschaltet bleiben. Beim Start- und Landevorgang erhellen sie natürlich die Landebahn und helfen somit den Piloten. Meistens sind diese im Bugfahrwerk und im Bereich der Flügelwurzel montiert (genau wie die Taxi Lights), aber größere Flugzeuge wie der Airbus A380 haben oft noch zusätzliche Scheinwerfer am Rumpf.

Einschalten: Wenn das Flugzeug auf der Startbahn steht und Startfreigabe hat. Je nach Airline auch zum Überqueren von anderen Startbahnen während des Taxivorgangs. Beim Anflug werden die Lichter meistens unter 10.000 Fuß Höhe eingeschaltet.

Ausschalten: Wenn das Flugzeug im Steigflug 10.000 Fuß Höhe erreicht hat. Nach der Landung direkt nach dem Verlassen der Landebahn.

Manche Flugzeuge haben noch Wing Lights, welche vom Rumpf aus die gesamte Flügelvorderkante anstrahlen. So kann schnell geprüft werden, ob sich am Flügel Eis gebildet hat.

Navigationslampen

Die Navigation Lights (auch Position Lights) gehören zur Pflichtausstattung. An den Flügelspitzen sind jeweils farbige Lampen montiert, die die aktuelle Position und relative Bewegungsrichtung anzeigen. Der linke Flügel hat ein rotes Licht, der rechte ein grünes. An der Hinterkante der Flügelspitzen, manchmal auch im Heck, ist ein weißes Licht angebracht. Sieht ein anderes Flugzeug euer rotes Licht, weiß er, dass er sich links vor euch befindet. Grünes licht: Rechts vor euch. Weißes Licht: Hinter euch. Das System wurde aus der Seefahrt übernommen.

Einschalten: Pflicht ist es nur nachts und bei schlechtem Wetter, in der kommerziellen Luftfahrt werden sie oft einfach immer nach Einschalten der Stromversorgung, also schon am Gate, eingeschaltet.

Ausschalten: Am Gate des Zielflughafens, wenn der Strom abgeschaltet wird.

A321 Beleuchtung
A321 Beleuchtung

Außerdem gibt es noch das Logo Light, was das Seitenleitwerk beleuchtet. Der Name kommt daher, dass sich am Seitenleitwerk meist das Logo der Airline befindet. So sieht das Flugzeug einfach schöner aus… Nein, in erster Linie dient das Logo Light zur Erkennung von Flugzeugen am Boden zum Beispiel durch Bodenpersonal oder die Flugsicherung/Ground Control.

Einschalten: Meist zusammen mit den Navigation Lights.

Ausschalten: Meist zusammen mit den Navigation Lights. Im Reiseflug wird das Logo Light oft ausgeschaltet, weil es dort eh niemand sieht.

Anti-Kollisions-Lichter

Zur Vermeidung von Kollisionen gibt es zwei verschiedene Lichter, welche nachts Pflicht sind. Wenn das Flugzeug über solche Lichter verfügt, sollten sie auch am Tag verwendet werden.

In der Rumpfmitte oder im vorderen Bereich des Rumpfes befinden sich zwei Beacon Lights. Eins befindet sich auf der Rumpfoberseite, das andere auf der Unterseite. Die Beacon Lights sind helle rote Lichter, die entweder rotieren oder blinken, wobei die zweite Variante die übliche ist. Wenn sie eingeschaltet sind, bedeutet das, dass sich das Flugzeug bewegt und/oder die Triebwerke laufen. Damit dienen sie also auch als Warnung für das Bodenpersonal, dass sie sich dem Flugzeug nicht nähern sollten.

Einschalten: Direkt vor dem Einschalten der Triebwerke/dem Rollbeginn (was zuerst eintritt).

Ausschalten: Direkt nach dem Abschalten der Triebwerke/dem Parken (was zuletzt eintritt).

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Beacon Lights (via airliners.net – Copyright Akira Uekawa)

An den Flügelspitzen, teilweise auch im Heck, befinden sich weiße Strobe Lights. Diese blinkenden Lichter sind sehr intens und können andere Piloten am Boden ablenken, weshalb sie erst beim Befahren der Startbahn eingeschaltet werden. Bei Airbus blinken die Strobe Lights an den Flügelspitzen zweimal kurz hintereinander (bzw. es sind zwei Lampen, die hintereinander blinken), bei Boeing nur einmal. Die Strobe Lights im Heck blinken dagegen auch bei Airbus nur einmal, sodass man die Flugrichtung eines Airbus auch anhand der Strobe Lights erkennen kann. Im Unterschied zu Boeing haben alle Airbusse eine synchronisierte Blinksequenz zwischen Strobe und Beacon Lights.

Einschalten: Beim Befahren der Startbahn.

Ausschalten: Nach dem Verlassen der Landebahn.

Wie werden die Lichter kontrolliert?

Das Kontrollpanel befindet ganz vorne sich im Overhead Panel, also vorne über den Köpfen der Piloten. Das Bedienpanel ist im Grunde nur eine Ansammlung von Lichtschaltern:

Es ist ein Fehler bei der ungültigen Anforderung aufgetreten.
A320 Lights Panel (via meriweather.com)

Fazit

Ich habe auf Youtube ein erstklassiges Video gefunden, wo man wunderbar alle verschiedenen Lichter erkennen kann. Das Video zeigt Flugzeuge im Endanflug oder beim Start im nächtlichen Birmingham. Auch sehr schön zu erkennen: Das erste Flugzeug ist eine Boeing 787 der Air India, deren Strobe Lights nur einmal blinken. Die letzten beiden Flugzeuge (ab 5:15) sind Airbusse und haben Strobe Lights, die zweimal blinken.

Wenn euch irgendwelche Fragen auf dem Herzen liegen oder irgendwelche Themen brennend interessieren: Ich bin für Vorschläge immer offen!

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2 Kommentare

  1. Ich muss da etwas korrigieren: Die Beacon-Lights dienen nicht nur als Warnung das die Triebwerke laufen, sondern dass sich das Flugzeug bewegt (zum Beispiel auch wenn das Flugzeug bei ausgeschalteten Triebwerken auf eine andere Parkposition geschoben wird (bei den Airlinern meist mit einem „Pushback“)).

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