Qatar Airways durch politische Krise in die Enge getrieben
Gestern haben die Regierungen von Saudi-Arabien, den VAE, Bahrain und Ägypten angekündigt, das Emirat Katar wegen angeblicher Finanzierung terroristischer Gruppen politisch und wirtschaftlich zu isolieren. Mittendrin steckt die katarische Fluglinie Qatar Airways, die neben gestrichenen Flugverbindungen in die Nachbarstaaten plötzlich vor noch viel größeren operationellen Herausforderungen steht.
Was steckt hinter der Krise?
Aufnachirgendwo.de ist kein politischer Blog. Es ist aber nahezu unmöglich, über die Auswirkungen eines Ereignisses zu sprechen, ohne das Ereignis selber zu diskutieren. Daher folgt hier ein kurzer Abriss der Geschehnisse.
Auf der arabischen Halbinsel hat bislang Saudi-Arabien die Vormachtstellung für sich beansprucht. In letzter Zeit hat der Zwergstaat Katar aber den Saudis diese Rolle immer wieder streitig gemacht. Katar ist nach BIP pro Kopf das reichste Land der Welt und hat gigantische Flüssiggasvorkommen. Während die Saudis mit dem fallenden Ölpreis zu kämpfen haben, hat Katar seine Wirtschaft in den vergangenen Jahren stark diversifiziert: Diverse Investment Authorities sind an großen Firmen wie VW, der Deutschen Bank oder IAG beteiligt, man wird die Fußball-WM 2022 ausrichten und nicht zuletzt versucht man sich als Tourismusziel zu etablieren. Hier spielt die nationale Fluglinie Qatar Airways eine fundamentale Rolle.
Eine ähnliche Entwicklung haben ja auch die VAE hinter sich. Katar hat sich in den vergangenen Jahren aber auch durch seine Außenpolitik bei den Nachbarn unbeliebt gemacht. Eigentlich sollten sich Saudi-Arabien und Katar aufgrund des in beiden Ländern vorherrschenden Wahhabismus auch politisch nahe stehen. Katar möchte allerdings gerne selber mehr zu sagen haben und hat daher zum Beispiel während des Arabischen Frühlings Protestgruppen zum Beispiel im Bahrain und Ägypten (speziell die Muslimbruderschaft) finanziell unterstützt. Auch der von anderen Regierungen in der Region eher unbeliebte Fernsehsender Al Jazeera wurde vom Emirat Katar gegründet. Die Anbandelungen Katars mit dem Iran und der Hamas haben das Fass jetzt zum überlaufen gebracht. Der Iran ist mehrheitlich schiitisch und im Kampf um die Macht in der muslimischen Welt quasi Erzfeind der Saudis. Offiziell wird Katar die Finanzierung von Terrorgruppen vorgeworfen. Eine solche Äußerung von ausgerechnet Saudi-Arabien ist schon ironisch. Ein informatives Video dazu findet ihr auf Spiegel Online.
Welche Auswirkungen hat die Krise auf Qatar Airways?
Die vier genannten Länder haben gestern die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Saudi-Arabien hat die Landgrenze geschlossen, alle Flugverbindungen zwischen den Ländern wurden eingestellt und Qatar Airways die Landerechte entzogen. Damit fallen für die Kataris gleich 56 tägliche Rotationen weg. Allein zwischen Doha und Dubai pendeln normalerweise täglich etwa 100 Flüge. Mittlerweile haben auch die Malediven mitgezogen.
Schlimmer noch: Der Luftraum Katars wird von den Lufträumen Bahrains, Saudi-Arabiens und dem der VAE komplett eingeschlossen. Und das wird langsam zum Problem: Bahrain und die VAE dürften Katar theoretisch zwar nicht die Überflugrechte für ihren Luftraum verweigern. Schließlich sind alle drei Länder IASTA-Mitglieder (vgl. Freiheiten der Luft). Saudi-Arabien aber ist dort nicht Mitglied und kann katarische Flugzeuge legal aus ihrem Luftraum verbannen – und hat es mittlerweile auch getan. Inwieweit sich in Bahrain und den VAE angesichts der angespannten Lage an die IASTA-Regeln gehalten wird, ist natürlich fraglich. Bahrain geht jetzt schon den Weg, nur noch eine Luftstraße für den Verkehr nach Doha freizugeben. Das wird wahrscheinlich nicht gegen die IASTA-Regeln verstoßen, läuft bei dem Volumen an Flugverkehr aber im Endeffekt fast aufs Gleiche hinaus.
Einige Strecken wie Doha – Khartoum sind nun gar nicht mehr so einfach zu bedienen, schließlich muss man einen großen Bogen um Saudi-Arabien und die VAE fliegen. Die Flugzeit verdoppelt sich damit auf über 7 Stunden. Auch die Flüge nach Südamerika sind betroffen: Die 77W schaffen die Routen nicht mehr direkt und müssen in Athen zwischenlanden. Das verlängert die Reise um über 4 Stunden pro Richtung.
Qatar Airways wird daher vor großen Problemen mit der Umlaufplanung stehen. Einerseits passen die Flugzeiten nun im gesamten Netzwerk hinten und vorne nicht mehr, was natürlich den Drehkreuzbetrieb mit all dem Umsteigeverkehr erheblich erschwert. Andererseits kann es auch gut passieren, dass man gar nicht genug Widebodies hat, um das Netzwerk so zu bedienen. Wenn die 77W nun 8 Stunden länger für die Südamerika-Rotationen benötigen, braucht man zur Aufrechterhaltung des Flugplans womöglich ein weiteres Flugzeug. Da auf den gestrichenen Kurzstrecken auf der arabischen Halbinsel hauptsächlich A320 frei werden, könnte es hier zu Problemen kommen. Eventuell werden ein paar europäische Destinationen kurzfristig auf A320 umgestellt oder Frequenzen gestrichen.
Was man als betroffener Kunde nun tun sollte
Zunächst einmal: Betroffene Kunden sind nur diejenigen, die einen Flug mit Qatar Airways nach Dubai, Kairo, Abu Dhabi usw. gebucht haben. Flüge wie TXL-DOH-SIN sind davon nicht betroffen. Einzig Flugzeiten und Umsteigezeiten können sich ändern, da die QR-Flotte nun eine etwas andere Routenführung wählen muss. Hier würde ich aber entspannt bleiben.
Wer wirklich betroffen ist, sollte sich an das örtliche Qatar Airways Büro wenden. Beachtet, dass man sich erst um euer Anliegen kümmert, wenn euer Flug nur noch 72 Stunden in der Zukunft liegt. Damit werden die dringlichen Fälle priorisiert. Außerdem wissen nicht einmal die zuständigen Behörden, geschweige denn Qatar Airways, wie sich die Situation in den nächsten Stunden und Tagen entwickeln wird. Grundsätzlich wird man euch entweder anderweitig ans Ziel befördern (von Kairo nach Doha beispielsweise mit Royal Jordanian über Amman) oder euch das Geld zurückerstatten. Für Gestrandete in Saudi-Arabien hat Qatar Airways inzwischen Charterflüge nach Maskat organisiert, von wo aus Qatar Airways weiterhin Flüge nach Doha durchführt.
Es bleibt weiter spannend.
Heute abend, den 6.6.17 ist gemeldet worden das Saudi Arabien ein 10 punkte ultimatum an Qatar gegeben hat. Konsequenzen sollten sie nicht akzeptieren sind nicht bekannt. Nun, auch heute gemeldet ist das eine meeres blokade soll aufgesetzt. Jetzt eine eilmedldung 7.6 das in Tehran eine attacke auf das Parliaments gebaude verubt sei, mit tote. Es ist spannend – und gefaehrlich obwohl auf flightaware radar is zu sehe das die himmel ueber die Arabishe Golf immer noch stark bedekt mit flugzeuge. Bizzare.