Review: Air Canada 787-8 Business Class Toronto nach Kopenhagen
Im April gab es einen Flash Sale, über den viel geredet wurde: Ab Oslo und anderen skandinavischen Städten waren Star Alliance Business Class Tickets zu verschiedenen Delta Hubs in den USA stark reduziert buchbar. Da musste ich einfach kurzerhand zuschlagen und ein Ticket nach Seattle kaufen. In der Rubrik Reiseberichte findet ihr die anderen Teile dieses Reports, unter anderem auch den Hinflug von London nach Vancouver. Ich war gespannt, wie mein zweiter Flug in Air Canadas 787 Business Class werden sollte.
Flugnummer: AC882
Route: Toronto (YYZ) – Copenhagen (CPH)
Abflug: 20:55
Landung: 9:35
Flugzeit: 7:40h
Flugzeugtyp: Boeing 787-8
Reiseklasse: Business Class
In Toronto hatte ich etwa zwei Stunden Umsteigezeit, die ich größtenteils in der Maple Leaf Lounge verbrachte. Zuvor war ich mit AC 542 aus Seattle eingetroffen. Das Boarding für den Flug nach Dänemark begann pünktlich um 20:20 Uhr und lief überaus geordnet ab. Die einzige Überraschung für mich war, dass die Gate Agentin mir auf Deutsch einen guten Flug wünschte. Die Fluggastbrücke war an die Tür L2 angedockt (zweite Tür backbord), sodass die Gäste der Business Class nach dem Betreten des Flugzeugs links abbiegen mussten und während des Einsteigevorgangs keinem Durchgangsverkehr zu den hinteren Teilen der Kabine ausgesetzt waren.
Die Business Class erstreckt sich über fünf Reihen und ist damit nicht ganz so groß wie beispielsweise die Iberia Business Class. Die Sitzanordnung nennt sich auf Englisch „Reverse Herringbone“ (umgedrehte Fischgräte). Damit hat jeder Sitz direkten Zugang zum Gang und bietet ein Höchstmaß an Privatsphäre. Für Alleinreisende ist dieser Sitz ist dieser Sitz wohl das beste Produkt auf dem Markt – vielleicht bald übertroffen von Qatar Airways‘ QSuites.
Für Paare gibt es jedoch leider keine Möglichkeit, direkt nebeneinander zu sitzen. Die Mittelsitze sind zwar theoretisch die erste Wahl (die Trennwand ist absenkbar), aber durch die Anwinklung der Sitze und die recht breite Mittelkonsole sitzt man meiner Meinung nach relativ zu einander in einer etwas merkwürdigen Position. Zwei Gangplätze nebeneinander haben zwar den Nachteil des Gangs, sind dafür aber gefühlt enger zusammen. Wahrscheinlich würde ich aber doch zwei Mittelsitze empfehlen.
Die Kabine wirkt durch die Farbgebung und die verwendeten Materialien sehr elegant und unaufdringlich. Air Canada ist hier eher den Weg der neutralen Farben gegangen, was der Kabine vielleicht eine (farblich) etwas kühle Atmosphäre gibt. Durch das Mood Lighting wird aber für die Nachtruhe eine sehr angenehme Stimmung erzeugt.
Der Sitz ist ein typischer Reverse Herringbone Sitz mit all seinen Vor- und Nachteilen. Durch die Schrägstellung des Sitzes hat man im Bereich der Ablagekonsole vergleichsweise viel Stauraum. Die Bedienelemente für das IFE und die Sitzsteuerung sind aus jeder Sitzposition gut zu erreichen. Die Polsterung ist sehr bequem. Auf dem Flug konnte ich etwa fünf Stunden schlafen und fühlte mich bei der Ankunft in Kopenhagen fit. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber vielleicht ist wirklich was dran an der niedrigeren Kabinendruckhöhe der 787 (durch neue Materialien schafft man es bei der 787, die Kabine im Reiseflug auf 6.000 Fuß anstatt der üblichen 8.000 Fuß Äquivalenzhöhe zu bedrucken, was für den menschlichen Körper angenehmer ist).
Der Sitz verwandelt sich per Knopfdruck in ein komplett flaches Bett. Im Fußraum geht es dabei etwas beengter zu als beispielsweise in der Qatar Airways 777 Business Class. Besonders für Seitenschläfer ist das Platzangebot in dieser Region nicht optimal. Dennoch schneidet der Sitz vor allem in der Sitzbreite besser ab als die meisten Staggered Produkte wie sie bei Iberia und bei Alitalia im Einsatz sind. Die angebotene Privatsphäre der Air Canada Sitze lässt sich nur schwer schlagen. Passend zum gut gepolsterten Sitz gab es ein Kissen und eine Decke, die auch qualitativ zu überzeugen wussten.
Zum Inflight Entertainment System hatte ich im Review des Hinflugs schon einiges gesagt. Da sich dort nichts geändert hatte, verweise ich an dieser Stelle auf dieses Review (gleiches gilt für das Amenity Kit). Während das System in den kanadischen Sprachen Englisch und Französisch bedienbar war, wurden sowohl das Sicherheitsvideo als auch die Menüs auch auf Dänisch übersetzt. Mindestens ein Flugbegleiter sprach außerdem auch Dänisch.
Die Flugbegleiter kamen während des Boardings mit einem Tablett durch die Kabine, um eine Getränkerunde anzubieten. Zur Auswahl standen Wasser, Orangensaft und Champagner. Mein Tipp für Nachtflüge: Den Alkoholkonsum minimieren, dann schläft es sich besser und man wacht erholter auf – besonders im Flugzeug.
Die Crew war mindestens genauso professionell wie die Crew auf dem Hinflug, wirkte aber etwas fröhlicher. Der Service war auf einem ähnlich hohen Niveau. Vergleiche mit asiatischen Airlines halten nordamerikanische Airlines in dieser Kategorie zwar nicht Stand, aber die asiatische Servicekultur ist eben auch grundsätzlich anders.
Der Kapitän informierte uns kurz vor dem Pushback über die Flugzeit und das aktuelle Wetter in Kopenhagen. Der Start in Toronto verlief ansonsten ereignislos. Das nächtliche Toronto war von oben schön anzusehen, aber leider schwer zu fotografieren.
Ich hatte mich für den Lachs als Vorspeise entschieden. Dazu wurde ein Salat und ein Brot nach Wahl serviert. Die Vorspeise war für ein Flugzeugessen sehr gut. Der Salat und der Lachs schmeckten frisch und das Brot wurde vor dem Servieren aufgewärmt. Für mich ist das Aufwärmen von Brot im Flugzeug immer ein netter Touch (zuletzt beobachtet in der Air Berlin Economy).
Meinem Wunsch nach Sparkling Water wurde entsprochen und immer zuvorkommend nachgeschenkt. Wahrscheinlich war ich auch der einzige Fluggast, der Wasser mit Kohlensäure bestellte. Da ich mir in Seattle eine Erkältung geholt hatte, die erst auf diesem Flug richtig einsetzte, war ich mit meinen Geschmackssinnen vielleicht nicht mehr hundertprozentig auf der Höhe. Das prickelnde Wasser tat aber sehr gut und war wahrscheinlich mein Höhepunkt der Mahlzeit – nicht dass das Hauptgericht schlecht gewesen wäre. Im Gegenteil, ich hatte mich wieder für das Fischgericht entschieden und wurde nicht enttäuscht. Ich habe die Speisen des Hinflugs als etwas besser in Erinnerung, aber das liegt wohl größtenteils an der Erkältung.
Die Nachspeise bestand aus einer sehr guten Käseplatte mit Weintrauben und einem guten Porter. Ein kleines Glas vor der Nachtruhe darf man sich erlauben…
… und den überaus guten Kuchen auch! Nachtflüge auf kurzen Transatlantikrouten haben immer den Nachteil, dass man durch den Dinnerservice wertvolle Schlafenszeit verliert. Einige Airlines wie British Airways und Air France bieten daher an einigen amerikanischen Flughäfen wie New York-JFK ein sogenanntes Preflight Dining in der Lounge an. Damit spart man sich die Mahlzeit an Bord des Flugzeugs und kann gleich schlafen gehen. Diesen Weg geht Air Canada nicht, aber man kann an Bord ein Express Dinner im Menü ankreuzen. Das haben auch einige Fluggäste genutzt. ich hatte mich für die normale Variante entschieden, die etwa eineinhalb Stunden nach Takeoff beendet war. Danach folgten wie gesagt etwa fünf Stunden Schlaf.
Das Frühstück konnte man vorher durch Ankreuzen im Menü auswählen. Ich entschied mich für das Croissant, Früchte und Joghurt. Dazu passt ein schwarzer Tee, um wach zu werden. Sowohl das Croissant als auch die Früchte waren in Ordnung, aber nicht weiter bemerkenswert.
Ehe ich mich versah, begann auch schon der Anflug auf Kopenhagen. Der Sinkflug ist leider nie besonders angenehm, wenn man erkältet ist.
Die 787 setzte pünktlich in Kastrup auf. So früh am morgen war es leider noch sehr neblig, aber im Verlauf des Tages sollte es aufklaren.
Und Touchdown! Der Flughafen von Kopenhagen ist aufgrund seiner Größe recht angenehm, bietet aber doch einige Langstreckenverbindungen. Neben Air Canada standen auch Maschinen der Qatar Airways und Thai Airways an ihren Gates nebenan.
Fazit
Das Produkt, das Air Canada anbietet, ist und bleibt sehr gut. Auf dem Nordatlantik gibt es wahrscheinlich kein besseres Star Alliance Business Class Produkt. Die Sitze bieten viel Privatsphäre und direkten Zugang zum Gang, sind bequem und lassen sich in ein komplet flaches Bett verwandeln. Mit Begleitung wird’s nicht ganz so kuschelig wie in den Honeymoon Sitzen bei Iberia und Alitalia. Prämienflüge mit Air Canada lassen sich zum Beispiel mit Meilen von Lufthansa oder United buchen. Air Canada fliegt auf der Langstrecke hauptsächlich ab Toronto, Vancouver und Montreal und bietet Verbindungen nach Europa, Asien und Südamerika an.
Wie sind eure Erfahrungen mit der Air Canada Business Class?
