Review: SWISS 777-300ER Business Class Zürich nach Hongkong
Die erste Reise des Jahres führte mich nach Hongkong und Sri Lanka. Wie ich in der Einleitung erklärt habe, habe ich die Reise teilweise mit Meilen und teilweise mit bezahlten Tickets gebucht. Nach meinem Zubringerflug von Madrid nach Zürich sollte es dann in der Boeing 777-300ER weiter nach Hongkong gehen.
Der Flug kostete mich 67.000 Miles & More Meilen plus 230€ an Steuern und Gebühren. Die Meilen habe ich hauptsächlich über Zeitungsabos sowie über meine Miles & More Credit Card Gold World Plus, die aktuell 20.000 Meilen Willkommensbonus anbietet, gesammelt.
Flugnummer: LX138
Route: Zürich (ZRH) – Hongkong (HKG)
Abflug: 22:40
Landung: 17:20
Flugzeit: 10:40h
Flugzeugtyp: Boeing 777-300ER
Reiseklasse: Business Class
Das Boarding begann pünktlich um 22:15 Uhr. Für die First Class und die Business Class sowie für Statuskunden gab es Priority Boarding mit einer zweiten Schlange.
Das Design der Kabine gefällt mir sehr. Wie auch schon die Business Class Lounge ist die Kabine sehr elegant gehalten und kommt mit wenig „Bling-Bling“ aus, ohne dabei generisch zu wirken.
Dafür ist die Business Class mit 62 Sitzplätzen extrem groß. Davon sind 10 Sitzplätze in einer Art Minikabine direkt hinter der First Class verbaut. Da ich nur drei Tage vor Abflug gebucht hatte, waren diese Sitze leider nicht mehr verfügbar. Der größere Teil der Business Class hat dagegen mit 52 Sitzen etwas von einem Schlafsaal, wobei die vielen kleinen Details wie die Leselampen und das Holzdekor doch ein bisschen Wohnzimmergefühl aufkommen lassen.
Wie auch in den A330 und A340 hat sich SWISS hier für eine Staggered-Lösung entschieden. Die Sitze sind alle parallel zur Außenwand ausgerichtet, aber die Reihen werden jeweils versetzt eingebaut. So bildet der Fußbereich eines Sitzes gleichzeitig die Ablagekonsole des Vordersitzes.
An den Fenstern gibt es jede zweite Reihe einen Thron, also einen Einzelsitz mit besonders viel Stauraum und Privatsphäre. Diese kann man für 185€ reservieren. Für HON Circle und Senatoren sind sie jedoch gratis. Die restlichen Reihen am Fenster haben jeweils zwei Sitze nebeneinander, getrennt durch eine Mittelkonsole.
In der Mitte der Kabine sind immer zwei Sitze untergebracht, die aber wie erwähnt immer versetzt angeordnet sind. Das Layout ist also alternierend 1-2-2/2-2-1, womit nicht jeder Sitzplatz direkten Zugang zum Gang hat.
Die gewählte Anordnung ist nicht unbedingt mein Favorit. Reverse-Herringbone-Kabinen wie beispielsweise bei Air Canada gefallen mir besser, da sie mehr Privatsphäre und auch mehr Platz für jeden Sitz bieten.
Mein Sitzplatz sollte an diesem Tag die Nummer 14D im Mittelblock sein. Direkter Zugang zum Gang war mir da wichtiger als ein Fensterplatz.
Was mir im Vergleich zur Air Berlin Business Class gleich auffiel, waren die vielen Ablagemöglichkeiten.
Auf der linken Seite des Sitzes ist ein kleines Regal in den Sichtschutz integriert, wo man kleine Dinge wie Fotoapparate, Reisepässe usw. verstauen kann.
In die Trennwand in der Mitte sind die Tische sowie die Leselampen integriert. Dort hing auch ein Kleiderbügel bereit.
Die grundlegenden Verstellmöglichkeiten des Sitzes lassen sich über diese Knöpfe in der Mittelkonsole steuern. Diese sind nicht besonders berührungsempfindlich, was aber wahrscheinlich gut so ist, um nachts im Schlaf nicht versehentlich das Bett in die Takeoff/Landing-Position zu fahren.
Die Beinfreiheit ist ausgezeichnet. Insgesamt macht der Sitz einen sehr geräumigen und luftigen Eindruck, aber im Vergleich zu Reverse-Herringbone-Sitzen geht es im Fußraum eher beengt zu. Der Sitz ist auch vergleichsweise schmal, wenn auch nicht so schmal, dass es sofort negativ auffallen würde.
In der Mittelkonsole befindet sich auch der Controller für das IFE. Im vorderen Bereich gibt es noch ein paar erweiterte Einstellungen für den Sitz wie eine Massagefunktion und die Möglichkeit, die Härte der Matratze einzustellen. Das ist ein durchaus praktisches Feature, denn im Standardzustand ist das Bett ziemlich hart.
Unter dem Monitor gibt es noch ein kleines Fach. Was man damit genau machen soll, weiß ich aber auch nicht.
Leider musste die gesamte Economy Class beim Boarding durch die Business Class laufen, aber anders kann man eine 777-300ER halt nicht boarden. Dafür gab es schon kurz nach dem Hinsetzen eine Erfrischung in Form von Orangensaft, Wasser oder Champagner.
Auch die Amenity Kits lagen schon beim Einsteigen aus. Der Sack mit dem schwarzen Band ist zwar erfrischend anders, aber der Inhalt ist eher enttäuschend. Das Amenity Kit enthält nur eine Zahnbürste mit Zahnpasta, Socken, eine Schlafmaske sowie einen Lipbalm. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass Rasierzeug usw. auf Nachfrage bei der Crew ausgegeben werden kann.
Noch während des Boarding wurde das Menü für den Flug nach Hongkong verteilt. Kurz nach dem Start wurde ein Abendessen serviert. Ein Frühstück würde es dann vor der Landung geben.
Ich wählte aus dem Menü das Egli und das Rind. Für Fluggäste, die schnell schlafen oder arbeiten möchten, gibt es auch eine schnelle Variante. Besonders, wenn man schon in der Lounge gegessen hat, ist diese Option nicht schlecht. Ich habe mir aber mal das komplette Menü gegönnt.
Die Weinkarte sah so aus:
Die Bestellungen wurden noch vor dem Pushback aufgenommen. Schon bald meldete sich dann der Kapitän über die Bordsprechanlage und informierte uns über die Flugzeit und das aktuelle Wetter in Hongkong. Nach einem kurzen Rollweg zur Startbahn ging es dann los in Richtung Hongkong. Die vollbeladene 777-300ER hat einen sehr langen Startlauf benötigt, aber die Triebwerke klingen traumhaft…
Etwa 30 Minuten nach dem Start begann die Crew mit dem Service. Das Egli mit der Remoulade war hervorragend. Die Käseplatte hat irgendwie nicht so hundertprozentig dazu gepasst, war aber sonst auch sehr gut. Man konnte sich außerdem noch etwas aus dem Brotkorb auswählen. Der Salat war leider etwas trocken, aber das ist für Flugzeugcatering typisch. An Getränken hat SWISS alles Erdenkliche geladen, aber ich entschied mich für Sprudelwasser (leider ohne Zitrone).
Zur Hauptspeise ließ ich mir noch einen Rotwein empfehlen. Da ich kein großer Weinkenner bin, kann ich nur sagen, dass er mir gefiel. Eine kleine Suche bei Google hat mir jedenfalls gezeigt, dass die geladenen Weine durchaus hochwertig sind.
Das Rind war etwas zerkocht und auch sonst war der Hauptgang eher fad. Einzig den Möhren konnte ich etwas abgewinnen.
Der Käsekuchen, der als Nachspeise aufgetischt wurde, war dagegen wieder exzellent. Während des Abendessens hat die Crew auch immer wieder proaktiv die Gläser aufgefüllt. Generell war die Crew freundlich und zuvorkommend, wobei bei der Anzahl an Fluggästen zwangsweise ein bisschen Fließbandgefühl aufkommen musste.
Während des Abendessens hatte ich mir Baywatch mit Dwayne Johnson und Zac Efron angesehen – der Film war so grottig, dass er schon irgendwie wieder kurzweilig war. Die Kopfhörer, die SWISS in der Business Class anbietet, sind noise-cancelling und durchaus in Ordnung, auch wenn meiner wieder einen Wackelkontakt hatte.
Das IFE wird leider noch nicht am Boden angeschaltet. Sobald es denn einmal eingeschaltet worden ist, bekommt man aber eine schön aussehende, reaktionsschnelle und flüssige Oberfläche.
Der Inhalt ist akzeptabel. Zwar war die Auswahl an Serien nicht riesig, aber dafür waren immerhin ganze Staffeln geladen. Vor der Landung habe ich mir noch ein paar Folgen Silicon Valley angeschaut. Ich hatte mir vor einiger Zeit mal die erste Staffel angetan und irgendwie vergessen, dass die Serie ziemlich lustig ist.
Für die Airshow nutzt SWISS das Standardinterface, welches auch viele andere Airlines nutzen.
Nach dem Essen und noch ein paar Folgen Silicon Valley legte ich mich dann schlafen. Der Sitz lässt sich in ein komplett flaches Bett verwandeln. An sich ist das Bett auch bequem, aber gerade im Bettmodus fühlt sich der Sitz etwas schmal im Fuß- und Hüftbereich an. Die Decke ist hochwertig und warm, aber das Kissen ist etwas dünn. Insgesamt habe ich etwa 6 Stunden ziemlich fest geschlafen. Ein schlechtes Bett ist es also nicht.
Das Frühstück wurde mit einem sehr interessanten Konzept serviert: Die Crew kam mit einem großen Trolley vorbei und man konnte sich quasi direkt vom Trolley Dinge bestellen. Damit ist der Frühstücksservice wunderschön personalisert und wird auch noch effizienter.
Das Omelette kann ich empfehlen, die Früchte waren frisch und bei Brot und Konfitüre kann man kaum etwas falsch machen. Für das Frühstück gibt es also volle Punkte.
Ehe ich mich versah befanden wir uns im Endanflug auf Chep Lap Kok, dem internationalen Flughafen von Hongkong. Nach einer butterweichen Landung und einem kurzen Rollweg zum Gate hieß es dann „Auf Wiedersehen“ auf den Bildschirmen.
Fazit
SWISS bietet in der Business Class ein stimmiges und ausbalanciertes Produkt an. Das Branding und Design der Kabine ist hervorragend, aber sonst ragt SWISS leider in keinem Bereich wirklich heraus. Dafür hinkt man aber auch nirgends weit hinterher. Das Layout und der Sitz, das Catering, die Amenities und das IFE sind eher im Mittelfeld anzusiedeln. Insgesamt schafften es SWISS und die Crew aber, dass ich mich sehr wohl an Bord fühlte. Und das zählt wohl am Ende am meisten.
Hallo Paul!
Vielen Dank für den interessanten Bericht.
Normalerweise schreibe ich äußerst selten Kommentare, aber hier muss ich wirklich einmal eine Ausnahme machen. Ich bin letzten Sonntag von Hamburg über Paris nach Buenos Aires geflogen, mit AF (CDG-EZE – 14 Std. Nachtflug, da macht Business Class wirklich Sinn)…………..und dachte ebenfalls, Baywatch wäre vielleicht eine gute Idee (ein bißchen leichte Unterhaltung zum Abendessen) – aber ich muß dir absolut beipflichten. Der Film ist definitiv grottig, konnte irgendwann meine Augen nicht mehr aufhalten und bin eingeschlafen. War besser so!
Übrigens auch noch vielen Dank für den sehr ausführlichen Bericht über die Änderungen bei Flying Blue!
Viele Grüße
Martin
Hallo Martin,
danke für deinen Kommentar und das Lob! Leider ist die Auswahl an Filmen bei europäischen Airlines selten gut. Immerhin laufen bei AF, LX usw. die Filme unzensiert. Warte mal meinen Bericht zu Saudia ab…
Grüße
Paul