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Sind Inlandsflüge wirklich so schädlich fürs Klima?

Air Canada Q400 in Vancouver

Die aktuellen Diskussionen um den Klimaschutz hat wahrscheinlich mittlerweile jeder mitbekommen. Besonders die inndeutschen Flugverbindungen sind in den letzten Wochen in den Mittelpunkt der Kritik geraten. Doch wie berechtigt ist diese Kritik eigentlich?

Air Canada Q400 in Vancouver
Air Canada Q400 in Vancouver

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast

Leider wird die Debatte immer noch auf einer ideologischen Ebene geführt. In Sachen Inlandsflügen wird immer wieder auf die CO2-Emissionen verwiesen, ohne dabei genaue Daten zu nennen. Innerdeutsche Flüge verursachten aber im Jahr 2018 nur 2 Mio. Tonnen CO2, was etwa 1,2% des gesamten Verkehrssektors entspricht.

Nun veröffentlicht das Umweltbundesamt fast immer nur spezifische Emissionswerte, die auf Personenkilometer bezogen sind. Diese Grafik zeigt aber deutlich, dass die CO2-Emissionen eher von der Straße als aus der Luft kommen.

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Quelle: Umweltbundesamt

Sicher, was die spezifischen Emissionen angeht, ist die Schiene dem Flugverkehr überlegen – aber auch dem Autoverkehr. Laut Umweltbundesamt ist der Pkw nicht viel besser als das Flugzeug:

Text, Screenshot, Zahl, Schrift

Angesichts des hohen Pkw-Anteils im Fernverkehr muss das Ziel eher sein, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.

Und was ist mit dem lokalen Umweltschutz?

Viele Leute scheinen auch zu vergessen, dass Umweltschutz mehr ist als nur Klimawandel. Der lokale Klimaschutz, also der Schutz der lokalen Flora und Fauna vor Lärm, schlechter Luftqualität und Lebensraumverdrängung, wird gerne vernachlässigt.

Dabei sieht der Luftverkehr gerade beim lokalen Umweltschutz gar nicht mal so schlecht aus. Nahezu alle lokalen Auswirkungen beschränken sich auf die jeweils genutzten Flughäfen und die An- und Abflugrouten. Straße und Schiene dagegen benötigen weitaus mehr Infrastruktur. Auf Passagierkilometer bezogen nutzt der Schienenverkehr in Europa das Fünffache der Fläche, die der Luftverkehr benötigt. In absoluten Zahlen ist es sogar noch deutlicher.

Gerade die Zerstörung von Lebensraum durch Autobahn- und Schienentrassen, auf die noch vor ein paar Jahren nur zu gerne hingewiesen wurde, scheint inzwischen niemanden mehr zu stören.

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Quelle: Universidad Politécnica de Madrid

Ich will damit nicht sagen, dass der Luftverkehr keine Umweltprobleme hat oder besser als der Schienenverkehr ist. Im Gegenteil – ich denke auch, dass ein flächenmäßig so kleines (und relativ flaches) Land wie Deutschland mit einem gut ausgebauten Schienennetz besser bedient wäre als mit Inlandsflügen. Aber:

  • Statistiken kann man sich immer schön- und schlechtrechnen.
  • Haben wir in Deutschland ein wirklich konkurrenzfähiges Bahnsystem?

Auch im innerdeutschen Luftverkehr lässt sich noch einiges optimieren, zum Beispiel durch bessere Flugführung (4D-Routenplanung usw.) oder durch den Einsatz von Propellermaschinen auf Kurzstrecken. Auf Kurzstrecken sind Jets nämlich vergleichsweise ineffizient, da die Triebwerke erst bei großen Flughöhen und hohen Geschwindigkeiten ihe maximale Effizienz erreichen. Turboprops dagegen lassen sich wunderbar auf solchen Strecken einsetzen.

Fazit

Sicherlich ist die aktuelle Debatte um den Klimaschutz berechtigt, aber Inlandsflüge sind nun wirklich nicht der richtige Ansatzpunkt. Die Luftfahrt leidet in Sachen Emissionen unter einem Imageproblem, da die spezifischen Emissionswerte von den Medien, Aktivisten usw. nur selten in den richtigen Kontext gesetzt werden.

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2 Kommentare

  1. Du bist gar nicht auf das Thema Emissionshandel eingegangen, dem innereipäische (und damit auch innerdeutsche) Flüge unterliegen. Dadurch muss jede zusätzliche Tonne CO2, die im Flugverkehr anfällt, anderswo eingespart werden. Umgekehrt würde jede eingesparte Tonne zu höherem Verbrauch anderswo führen.

    1. Stimmt, das kommt auch noch dazu. Die Argumente für das Verbot von Inlandsflügen haben halt viel zu viele Löcher… Danke für den Kommentar!

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