US-Sport erleben: Im Stadion bei den New York Mets
Auf meiner unfreiwilligen Air-Berlin-Abschiedsreise verschlug es mich wieder einmal nach New York. Bei den hohen Frequenzen sind eben viele Prämienflüge bzw. Upgrades verfügbar. Da ich schon oft in New York war, wollte ich nun Brooklyn und Queens erkunden und mir ein Profispiel im US-Sport anschauen. Ich hatte mich im Voraus nicht auf eine Sportart festgelegt, da es mir hauptsächlich darum ging, die Atmosphäre zu erleben. Die Kombination aus dem aktuellen Spielplan und den aufgerufenen Ticketpreisen ließen die Entscheidung dann aber schnell auf ein Baseballspiel der New York Mets fallen.
Das Stadion der Mets befindet sich in Flushing, Queens, und ist mit der Linie 7 der Subway einfach zu erreichen. Nach dem Spiel gibt es einige Super Express Züge nach Manhattan.
Offiziell heißt das Stadion Citi Field, da der amerikanische Bankkonzern Citi die Namensrechte am 2009 eröffneten Staion hält. Das ist auch in Europa nicht unüblich, schließlich spielen die Bayern in der Allianz-Arena. Ansonsten ist der Grad der Kommerzialisierung des US-Sports aber kaum zu übertreffen.
Bei der Einlasskontrolle werden natürlich Taschen und Rucksäcke kontrolliert, allerdings weniger auf Pyrotechnik usw., sondern auf Handfeuerwaffen und Getränke. Lediglich eine ungeöffnete Wasserflasche dürft ihr bei euch haben, alles andere möchte man euch teuer verkaufen: 10 USD für ein Bier sind üblich. Übrigens gibt es Priority Lanes für die Sicherheitskontrolle. Meinen Oneworld-Status wollten sie aber nicht akzeptieren. 😉
Tickets könnt ihr im Internet kaufen und dann vor dem Stadion an einem Kiosk kostenlos drucken. Mein Ticket für das Spiel gegen die Arizona Diamondbacks in der günstigsten Kategorie hat mich etwa 25 USD gekostet. Bei den Yankees geht es dagegen erst ab 52 USD los.
Wenn ihr dann einmal im Stadion seid, könnt ihr euch die Hall of Fame der Mets anschauen. Der Eintritt ist mit einem gültigen Ticket für das Spiel kostenlos. Es lohnt sich durchaus, vor dem Spiel mal vorbeizuschauen. Wahrscheinlich ist die Ausstellung bei den Yankees aber für den neutralen Zuschauer beeindruckender. Die Mets haben aber 1986 etwas gewonnen!
Vor dem Spiel darf der Nachwuchs auf dem Rasen Baseball spielen.
Schon bevor das Spiel anfängt, wird versucht Stimmung zu machen. Hier merkt man aber schon, dass das Spiel für viele Amerikaner eher als soziales Event und nicht unbedingt als reines Sportspektakel gesehen wird. Viele Zuschauer kamen anscheinend gerade von der Arbeit und trafen sich dort mit Freunden, Familie und Kollegen. Fankurven wie man sie aus europäischen Fußballstadien kennt sucht man vergeblich. Die Atmosphäre ist auf jeden Fall anders. Auf der einen Seite ist es typisch amerikanisch, auf der anderen Seite aber auch viel entspannter als in den Straßen New Yorks.
Die Zeit vor dem Anpfiff habe ich genutzt, um mich mit den Spielregeln vertraut zu machen. Baseball ist deutlich komplizierter als Football oder Basketball… Für die Nationalhymne, die vor jedem Spiel gesungen wird, hat man sich zu erheben. Die Kneefall-Debatte, die in der NFL geführt wird, scheint im Baseball nicht viel Anklang gefunden zu haben.
Das Spiel mit den vielen kurzen Unterbrechungen ist sowohl für die Fernsehübertragung als auch live im Stadion ideal für Werbung. Alles wird von jemandem präsentiert und während des Spiels gab es gefühlte 30 Minispiele. Von Ford Trivia Quizzes bis hin zum Seat Upgrade of the Day, bei dem eine zufällig ausgewählte Familie bessere Sitzplätze zugewiesen bekommt, war alles dabei. Letzteres wurde von Delta Air Lines gesponsert – immerhin passend.
Die vielen Unterbrechungen bedingen auch die soziale Komponente des Baseballspiels. Sich während des Spiels nicht unterhalten zu können, könnte langweilig werden. Dafür ist es umso beeindruckender, wenn der Ball tatsächlich getroffen wird und die Spieler zur nächsten Base rennen.
Von den besseren Plätzen, die näher am Geschehen sind, kann man Strikes und Misses mit Sicherheit deutlicher sehen.
Leider verloren die Mets das Spiel. Die Stimmung war aber dennoch bis zum Abpfiff gut. Ich hatte auch das Gefühl, dass viele Zuschauer trotz Mets-Trikot nicht im gleichen Ausmaß mitfieberten wie es beispielsweise die Anhänger von Manchester United tun. Wahrscheinlich geht es für einen Teil der Zuschauer wirklich eher darum, etwas mit Freunden zu unternehmen und nach einem Arbeitstag abzuschalten.
Das Spiel endete spät abends. Da Baseballspiele keine vorgegebene Länge haben, sondern je nach Spielstand nach frühestens 9 Innings (ein Inning besteht aus zwei Hälften, in denen die Teams je einmal Offense und Defense spielen) enden, kann sich so ein Spiel durchaus in die Länge ziehen. Gerade Familien mit kleinen Kindern gehen dann auch schon einmal früher nach Hause.
Die Rückfahrt mit der U-Bahn war dann ziemlich ereignislos, auch wenn der Waggon mit Mets-Fans gefüllt war.
Fazit
Der US-Sport hat eine sehr eigene Atmosphäre, die man ruhig mal erleben sollte. Ich werde sicherlich in den nächsten Jahren die Gelegenheit suchen, Spiele der NFL, NHL und NBL live im Stadion zu sehen.
