Warum bevorzugen so viele Leute Widebody-Flugzeuge?
Wie kürzlich bei One Mile At A Time berichtet wurde, setzt WOW Air die Strecke nach Los Angeles kurzfristig einen Airbus A321 ein. Bisher wurde die Route mit einem A330 bedient, von dem die Isländer aber inzwischen nur noch ein Exemplar besitzen. Der A321 muss einen Tankstopp in Edmonton einlegen. Für Passagiere ist das natürlich eine schlechte Nachricht. Viel interessanter fand ich aber die Diskussion in den Kommentaren, in der es um persönliche Präferenzen bezüglich Narrowbodies und Widebodies geht. Die meisten Kommentare sprachen sich für Widebodies aus. Doch wieso?
Was sind überhaupt Wide- und Narrowbodies?
Der Unterschied zwischen WIdebodies und Narrowbodies ist simpel: Narrowbodies haben nur einen Mittelgang in der Passagierkabine und werden daher auch Single-Aisle-Flugzeuge genannt. Widebodies haben dagegen zwei Gänge und werden auch oft als Twin-Aisle-Flugzeuge bezeichnet.
Beispiele für Narrowbodies sind zum Beispiel die Boeing 737, der Airbus A320, die Boeing 757 sowie diverse Regionalflugzeuge wie die Embraer E-Series oder der Airbus A220. Die meisten Langstreckenflugzeuge sind Widebodies (z.B. Boeing 767, 777 und 787 sowie Airbus A330, A340, A350 und A380).
Wieso werden Widebodies bevorzugt?
Der Grund für die Widebody-Vorliebe wird hauptsächlich daran liegen, dass die meisten Langstreckenflüge mit Widebodies durchgeführt werden (bis auf 757 im Transatlantikverkehr!), während Kurzstreckenflüge zumeist mit Narrowbodies geflogen werden. Die Langstreckenflieger haben generell eine weitaus komfortablere Kabine, obwohl gewisse Grundmerkmale wie Sitzbreite und Sitzabstand durchaus ähnlich sein können.
Zu den Vorzügen einer Langstreckenkonfiguration gehören in der Regel:
- Bessere Sitzpolsterung
- Verstellbare Kopfstützen
- Inflight Entertainment mit individuellen Bildschirmen
- Mehr Toiletten pro Passagier
- Bessere Business Class Kabine, in der Regel mit Lie Flat Sitzen
All diese Merkmale haben nicht unbedingt etwas mit dem Flugzeugtyp zu tun, sondern hängen eher vom Einsatzprofil des Flugzeugs ab. American Airlines betreibt beispielsweise für Transkontinentalflüge eine A321-Subflotte mit Langstreckenkabine. Diese Flugzeuge haben Lie-Flat Business Class und First Class Sitze. Selbst die Toilettendichte in der Economy Class ist mit 36 Passagieren pro Toilette vergleichbar mit der eines Lufthansa A330 (31 Passagiere pro Toilette).
Dennoch haben Widebodies generell eine geräumigere Kabine, was sich zum Beispiel in der Größe der Galleys und Toiletten widerspiegelt. Durch die zwei Gänge und den größeren Rumpfdurchmesser ist auch der verfügbare Platz pro Passagier in den Handgepäckfächern in Widebodies größer als in Narrowbodies.
Das letzte Argument, das oft genannt wird, ist der Flugkomfort. Widebodies seien angeblich sanfter und aufgrund des Gewichts/der Größe ruhiger in Turbulenzen. Das ist allerdings nicht korrekt. Der mit Abstand größte Faktor in Sachen Turbulenzhandling ist die Flächenbelastung der Tragflächen (Flugzeugmasse geteilt durch Flügelfläche). Je größer die Flächenbelastung, desto geringer die Anfälligkeit des Flugzeugs gegenüber Turbulenzen. Was die Flächenbelastung angeht, sind selbst eine Boeing 737-800 und ein Airbus A380 vergleichbar.
Der große Vorteil von Widebodies ist, dass wir in diesem Segment viele Neuentwicklungen wie die 787, den A350 oder den A380 haben. Diese Flugzeuge haben neue Designkonzepte, Materialien und Technologien, die tatsächlich aktiv zum Flugkomfort beitragen und die gefühlte Turbulenz in der Kabine reduzieren können. Dagegen ist die Boeing 737 im Grunde ein Flugzeug aus den 50er und 60er Jahren. Auch die A320-Familie, die aus den 80er Jahren stammt, ist nicht mehr ganz taufrisch.
Fazit
Wer den größtmöglichen Flugkomfort will, sollte sich einen Flug aussuchen, der mit einer für Langstrecken ausgerüsteten Maschine durchgeführt wird. Das sind heutzutage meistens Widebodies, aber mit neuen Narrowbody-Varianten wie der 737MAX oder dem A321ULR sehen wir langsam wieder mehr Narrowbodies im Langstreckenverkehr. Solange diese mit einer richtigen Langstreckenkabine ausgestattet sind, sind sie prinzipiell nicht weniger komfortabel als ein Widebody.