Review: Saudia 777-300ER Business Class Colombo nach Dschiddah
Die erste Reise des Jahres führte mich nach Hongkong und Sri Lanka. Wie ich in der Einleitung erklärt habe, habe ich die Reise teilweise mit Meilen und teilweise mit bezahlten Tickets gebucht. Da Colombo ein klassischer Abflugort mit günstigen Premiumtickets ist, habe ich für den Rückflug ein Ticket in der Saudia Business Class gekauft. Das Ticket CMB-JED-MAD kostete mich etwa 600€ und gab mir Gelegenheit, die Saudia Business Class in der Boeing 777-300ER und der Boeing 787-9 auszuprobieren. Die Flüge habe ich mir bei Flying Blue (etwa 9.500 Meilen) gutschreiben lassen.
Über die moralischen Implikationen habe ich bereits geschrieben und werde dieses Review daher schreiben, ohne nochmals darauf einzugehen.
Flugnummer: SV781
Route: Colombo (CMB) – Dschiddah (JED)
Abflug: 17:35
Landung: 21:50
Flugzeit: 5:35h
Flugzeugtyp: Boeing 777-300ER
Reiseklasse: Business Class
Das Boarding erfolgt in Colombo aus einem abgetrennten Gatebereich heraus, wo man noch einmal eine Sicherheitskontrolle passieren muss. Saudia schafft es aber sogar, das Boarding noch unangenehmer für alle zu machen. Zunächst wird nach Gruppen geboardet, was aber natürlich nicht kontrolliert wird. Passagiere der Business Class dürfen jederzeit boarden – da es aber nur eine Schlange für alle Passagiere gibt, kann man das kaum Priority Boarding nennen.
Der spannende Teil kommt aber direkt an der Flugzeugtür, wo alle Passagiere (Frauen und Männer in zwei getrennten Schlangen) nochmals kontrolliert werden. Ziel der Übung ist es wohl, Alkohol aus dem Duty Free zu beschlagnahmen. Saudia weigert sich nämlich selbst, Alkohol zu befördern. Das steht sogar groß auf der Bordkarte. Für die Kontrolle hat die Crew extra Klapptische an Bord, die dann in der Fluggastbrücke aufgestellt werden. Die Kontrolle des Handgepäcks und das Abtasten der männlichen Passagiere sind einige der wenigen Aufgaben, die die saudi-arabischen, männlichen Flugbegleiter durchführen.
Geboardet wurde durch die Tür 2L. Während des Boardings wurde in der Business-Class-Kabine eifrig fotografiert. Die günstigen Oneway-Tarife in der Saudia Business Class ab Colombo sind wohl auch einigen Surfern und Backpackern aufgefallen.
Zu meiner Überraschung sah ich beim Check-in, dass anstelle der geplanten Maschine mit 2-2-2-Konfiguration eine andere mit der neuen Business Class eingesetzt wurde. Saudia setzt hier auf eine Reverse-Herringbone-Konfiguration in 1-2-1-Anordnung mit den gleichen Sitzen wie beispielsweise Air Canada. Nur die Materialien und Farben sind etwas anders und bringen ein gewisses Wüsten-Feeling rüber. Insgesamt ist die Kabine sehr elegant, aber vielleicht etwas eintönig gehalten.
Der Sitz hat ausreichend Stauraum. Ich wählte einen Fenstersitz, wo die meisten Ablagefächer in das Fensterbrett integriert sind. Dort findet sich ein Fach für Magazine und Zeitungen…
sowie ein Fach für die IFE-Fernbedienung, wo ihr auch Steckdosen, USB-Outlets und den Kopfhörereingang findet. Das Fach ist groß genug, um kleine elektronische Geräte wie Digitalkameras, Handys und dergleichen zu verstauen. Größere Handgepäckstücke wie Rucksäcke gehen am besten in die Gepäckfächer oder unter die Fußablage.
In der Reverse-Herringbone-Anordnung hat jeder Passagier direkten Zugang zum Gang und viel Privatsphäre, was diese Konfiguration besonders beliebt macht. Bei Saudia hat die Business Class der 777-300ER 36 Sitze in 9 Reihen. Auf meinem Flug war sie aber nicht besonders gut gebucht.
Wenn ihr zu zweit reist, könnt ihr euch zwei Mittelsitze reservieren und die Abtrennwand unten lassen. Besonders nah beieinander sitzt man so zwar nicht, aber man kann sich entspannt unterhalten.
Während des Boardings kamen die Flugbegleiterinnen durch die Kabine, um Zeitungen und Getränke anzubieten. Saudia bietet keinen Alkohol an, hat aber sehr leckere alkoholfreie Getränke im Angebot. Der Dattel-Vanille-Saft war exzellent.
Irgendwann wurde dann auch das IFE angeschaltet. Das Interface ist intuitiv und das System läuft sehr flüssig. Während des Boardings und des Starts wurden aber diverse Werbefilme sowie natürlich das Sicherheitsvideo gezeigt, sodass das System eigentlich erst in der Luft wirklich nutzbar ist.
Das Sicherheitsvideo war so lang, dass die englische Version erst zu Ende war, als das Flugzeug sich schon seit 2 Minuten in der Luft befand.
Colombo war an diesem Abend etwas neblig bzw. durch Smog bedeckt. Der Kapitän meldete sich übrigens nie per Ansage bei den Passagieren, das übernahmen die männlichen Flugbegleiter. Die weiblichen Flugbegleiter waren allesamt Gastarbeiter aus anderen Teilen der Welt und waren für den Service zuständig.
Nach dem Sicherheitsvideo folgte noch das Reisegebet, was man auch von Qatar Airways, Etihad usw. kennt.
Saudia geht aber noch einen Schritt weiter, denn in der Economy Class gibt es einen Gebetsbereich. Auf diesen wurde nach dem Gebet aufmerksam gemacht.
Das Entertainmentsystem hat eine ordentliche Auswahl an Filmen, Musik und Serien geladen. Neben westlichen Produktionen findet man auch sehr viele arabische/muslimische Werke. Zwar geht die Auswahl in Ordnung, aber die Medien sind teilweise bis in die Unkenntlichkeit zensiert. Eine der angebotenen Folgen der Serie How I Met Your Mother dauerte in der Saudia-Fassung nur 15 Minuten statt der 21 Minuten der Originalfassung.
Für Gäste der Business Class und der First Class bietet Saudia kostenloses und ordentlich schnelles WLAN ohne Datenobergrenze an. Das ist extrem großzügig. Den erforderlichen Zugangscode kann man sich vor dem Flug über die Saudia-App besorgen. Dieser Code ist aber letztendlich nur die E-Ticket-Nummer und die Flugnummer, sodass man diese auch beim Einloggen ins WLAN-Netz selbst eingeben kann. Die App hat den Vorteil, dass man einfach den Barcode des Tickets scannen kann und sofort den Code in die Zwischenablage kopiert bekommt.
Nachdem der Kapitän die Anschnallzeichen ausschaltete, verteilten die Flugbegleiterinnen die Menüs. Der Service auf diesem Flug war in grundsätzlich in Ordnung. Die Flugbegleiterinnen wirkten aber etwas distant und lustlos. Auf dem zweiten Flug mit Saudia war der Service dagegen hervorragend.
Bei allen Speisen gab es die Auswahl zwischen arabischem Essen und westlichem Essen.
Nach Getränken wurde komischerweise nie gefragt. Stattdessen wurde mit jedem Gang ein Glas Wasser serviert. Ich hätte eh Wasser bestellt, aber merkwürdig kam mir das schon vor.
Als Vorspeise wählte ich das Arabische Mezze. Dazu gab es eine Auswahl an Brotsorten und Aufstrichen/Olivenöl. Hier war die Flugbegleiterin dagegen extrem zuvorkommend und erklärte mir die komplette Auswahl. Bis auf den Salat, der etwas trocken war, war die Vorspeise sehr gut.
Als Hauptgericht hatte ich das Hühnchen ausgewählt, was ich auch positiv in Erinnerung habe. Weltbewegend war es nicht, aber solide.
Als Nachspeise wählte ich die gesunde Option, nämlich die Obstplatte. Das Obst war frisch, aber irgendwie wenig.
Dafür war der Sonnenuntergang zusammen mit dem Mood Lighting in der Kabine phänomenal.
Irgendwann wurde es dann dunkel. Da ich mich vor dem langen Layover in Dschiddah etwas ausruhen wollte (gute Entscheidung!), probierte ich den Bettmodus aus.
Die Sitze lassen sich per Knopfdruck in ein 180° flaches Bett verwandeln, welches in allen Bereichen ausreichend breit und vor allem lang genug ist. Auch als Seitenschläfer hat man hier keine Platzprobleme. Das Kissen sowie die Decke sind von guter Qualität, aber der Sitz an sich ist im Bettmodus etwas hart. Auf längeren Flügen sollte Saudia vielleicht eine Unterlage anbieten. Positiv hervorzuheben ist, dass die Kabine angenehm kühl war. Viele europäische Airlines lassen die Kabine immer extrem warm.
Während der Nachtruhe wurde das Mood Lighting dann blau, was definitiv zur kühlen, ruhigen Nachtatmosphäre beiträgt.
Besonders gut gebucht war der Flieger aber wie gesagt nicht.
Der restliche Flug verging dann relativ schnell. Ehe ich mich versah, befanden wir uns schon im Endanflug auf Dschiddah. Da man als Westeuropäer so leicht nicht nach Saudi-Arabien einreisen kann, klebten meine Augen quasi am Fenster, um wenigstens ein bisschen was von der Stadt zu sehen.
Dschiddah bei Nacht könnte auch irgendeine amerikanische Wüstenstadt wie Phoenix sein, zumindest von der Luft aus betrachtet.
Der butterweichen Landung folgte dann allerdings ein langer Rollweg zur Parkposition. Nach einem letzten Foto des Sitzes verabschiedete ich mich von der Crew und verließ das Flugzeug über die Treppe.
Dschiddah hat nur Busgates, die zudem teilweise extrem weit vom Terminal entfernt sind. Von unserer Parkposition aus sind wir knappe 15 Minuten mit dem Bus unterwegs gewesen – und das Transitabenteuer Dschiddah sollte gerade erst angefangen haben…
Fazit
Saudia bietet in der Business Class ein sehr gutes Hard Product und kostenloses WLAN an. Das Catering würde ich als überdurchschnittlich bezeichnen, den Service als hit or miss. Ich hatte auf einem meiner beiden Flüge sogar sehr guten Service, aber von Saudia hört man auch auf anderen Blogs gerne mal Horrorgeschichten. Die größten Kritikpunkte aus meiner Sicht sind der Flughafen Dschiddah sowie die sehr nervigen Richtlinien bezüglich Kleidung an Bord, Alkohol und die Zensur der IFE-Inhalte. Wer damit leben kann, muss aber vor Saudia nicht zurückschrecken.