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Das große Eigentor von Delta in der NRA-Debatte

American Airlines 777

In den USA wird nach dem Amoklauf von Parkland wieder einmal die Schusswaffendebatte geführt. Für gewöhnlich halten sich große Firmen aus diesen sehr kontroversen Themen heraus. Anti-Schusswaffen-Aktivisten haben aber ein so großes Moment aufbauen können, dass sich diverse Firmen aus der Reisebranche dazu genötigt sahen, keine NRA-Rabatte mehr zu geben. Delta hat sich dabei allerdings ein extrem unglückliches Eigentor geschossen.

United 777
United 777

Wie auch Hertz, United und andere Firmen teilte Delta zunächst in einem Tweet mit, keine NRA-Rabatte mehr anzubieten. Der Tweet wurde fast 500.000 mal mit Gefällt Mir markiert.

Bisher konnten Mitglieder der NRA über Gruppenreisecodes Rabatte bei vielen Mietwagenfirmen und Airlines bekommen. Von den großen Airlines und Mietwagenanbietern bietet mittlerweile keiner mehr diese Discounted Rates an.

Diese Entscheidung löste bei Unterstützern der Anti-Schusswaffen-Kampagnen viel Begeisterung aus, stieß bei Anhängern der NRA allerdings wie zu erwarten auf weitaus weniger Gegenliebe. Während es die anderen Konzerne dabei beließen, wollte Delta die eigene Neutralität in dieser Angelegenheit hervorheben. Und das ging ganz schön nach hinten los.

Zunächst wurde folgende Pressemeldung veröffentlicht:

Delta is reaching out to the National Rifle Association to let it know that the airline will be ending its contract for discounted fares for travel to the association’s annual meeting through Delta’s group travel program. The company will request that the NRA remove Delta’s information from its meeting website. ​

Delta’s decision reflects the airline’s neutral status in the current national debate over gun control amid recent school shootings. Out of respect for our customers and employees on both sides, Delta has taken this action to refrain from entering this debate and focus on its business. Delta continues to support the 2nd Amendment.

This is not the first time Delta has withdrawn support over a politically and emotionally charged issue. Last year, Delta withdrew its sponsorship of a theater that staged a graphic interpretation of “Julius Caesar” depicting the assassination of President Trump. Delta supports all of its customers but will not support organizations on any side of any highly charged political issue that divides our nation.

Darin steht, dass das Einstellen des NRA-Partnerprogramms nicht als politische Meinungsäußerung missverstanden werden soll. Stattdessen wollte man damit vielmehr die eigene Neutralität betonen. Letztendlich hat sich Delta damit aber nur zusätzlich den Zorn des Lagers für mehr Schusswaffenkontrolle auf sich gezogen, ohne dass die NRA-Anhänger sich beruhigt hätten.

Im Gegenteil: Führende konservative Politiker in Deltas Heimatbundesstaat Georgia drohen der Airline mit dem Entzug von Steuervorteilen. Kunden aus beiden Lagern sind enttäuscht und wütend. Freuen wird sich Konkurrent United, der es bei dem einen Tweet belassen hat und wenigstens nur von einer Seite Gegenwind bekommt. Noch besser dran ist wohl American, die nie einen NRA-Rabatt angeboten hatten und nun viel glaubwürdiger als Delta und United die neutrale Fluggesellschaft spielen können.

Nun hat Delta noch ein Memo veröffentlicht, in dem unter anderem versichert wird, dass man „sich mit der gesamten Verfassung der USA identifiziert und sie begeistert annimmt“. Wer so etwas explizit erwähnen muss, sitzt in einem sehr tiefen Loch.

American Airlines 777
American Airlines 777

Gary Leff hat auf seinem Blog die sehr interessante Frage gestellt, wie es eigentlich mit Deltas LGBT-Unterstützung aussieht. Immerhin hat Delta versichert, dass man sich aus allen politisch kontroversen Theman komplett heraushalten möchte. LGBT-Rechte sind nunmal (leider) immer noch ein kontrovers diskutiertes Thema. Sollte die Airline dann nicht auch konsequent sein und diese Sponsoringprojekte einstellen?

Ich bin persönlich für LGBT-Rechte und als Amerikaner wäre ich auch für mehr Kontrolle beim Thema Schusswaffen.  Als Privatperson und selbst auf meinem Blog kann ich diese Meinungen ohne nennenswerte Konsequenzen vertreten. Die ganze Geschichte zeigt aber, wie schnell man sich als große Firma auch mit vermeintlicher Neutralität den Zorn einer ganzen Nation auf sich ziehen kann. Mittlerweile ist die Geschichte schon absurd. Anstatt das Thema einfach seinen natürlichen Tod sterben zu lassen, buddelt sich Delta das Loch, in dem sie stehen, mit jeder Pressemitteilung nochmal tiefer. Von außen ist das sehr amüsant anzusehen.

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