Eigentlich sind Züge ja nicht schlecht, aber…
Letzte Woche war ich in England, genauer gesagt in Leeds. Nun gibt es von Madrid aus keine Direktverbindung nach Leeds. Der Flughafen wird hauptsächlich genutzt, um britische Urlauber ans Meer zu fliegen (Ryanair und Jet2). Ansonsten wird Leeds von Aer Lingus, British Airways und KLM bedient, die aber natürlich auch nur ihre jeweiligen Hubs füttern. Nun hatte ich also die Wahl zwischen einer Verbindung mit Umstieg in Heathrow und einem Direktflug nach Manchester und einer eineinhalbstündigen Zugfahrt. Preislich nahmen sich die beiden Varianten nicht viel.
Da mein Blog ja irgendwie der Luftfahrt gewidmet ist, entschied ich mich für die Umsteigeverbindung. Die Variante mit der Zugfahrt erschien mir wesentlich entspannter. Die Züge fahren in Manchester direkt vom Flughafen im 30-Minuten-Takt, sodass die Reise mit dem Zug am Ende etwas kürzer war. Außerdem hat man in einem Zug mehr Platz als in der innereuropäischen Economy Class von Iberia Express oder British Airways.
Die Probleme fingen allerdings schon bei der Buchung an. Die Webseite des Zugbetreibers, Transpennine Express, ist zwar optisch sehr modern, aber nicht wirklich funktional. Irgendwie erinnerte mich das an LATAM und Iberia. Ich bin froh, dass sich manche Trends in allen Branchen durchsetzen. Jedenfalls hing sich die Seite beim Bezahlen immer auf, sodass ich irgendwann frustriert bei Northern Railways gebucht habe. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie das im Detail funktioniert, aber anscheinend verkauft Northern die Tickets im Codeshare, wenn man das bei Zügen so nennen darf.
Wirklich günstig war die Fahrt nicht: Der Airport-Tarif kostete 19,90 GBP in beide Richtungen. Dafür kann man sein Ticket am Tag der Reise auf einen anderen Zug umschreiben lassen, falls man doch einen früheren Zug bekommt oder der Flug Verspätung hat. Theoretisch jedenfalls. In der Praxis akzeptierte der Automat von Transpennine Express zwar den QR-Code meines Tickets, aber nicht die Buchungsreferenz, da das Ticket ja von Northern ausgestellt wurde. Die Schlange am Infoschalter war so lang, dass ich dann lieber 45 Minuten auf meinen Zug gewartet habe.
Die Züge an sich sind in Ordnung, allerdings scheinen auch die Briten mit Verspätungen und Ausfällen zu kämpfen. Der Schaffner entschuldigte sich immer wieder dafür, dass die neuen Züge noch nicht da sind und sie eigentlich gerne mit sechs statt nur mit drei Waggons fahren möchten. Dazu kam noch, dass ein fast zeitgleich geplanter Zug nach Newcastle ausfiel und wir deswegen eine ganze Reihe Passagiere nach Manchester Victoria mitnehmen mussten, wo wir natürlich mitten im Berufsverkehr ankamen. Der Airport-Zug wird, wie ich feststellen durfte, eben auch von vielen Pendlern genutzt. Mit meinem Tarif hatte ich zwar einen Sitzplatz, aber es war ziemlich voll.
Wirklich unangenehm war allerdings erst die Rückfahrt, wo der Flughafenzug vor uns gestrichen wurde und die gestrandeten Passagiere nicht alle in den nächsten Zug reinpassten. Auch hier hatte ich wieder eine Sitzplatzreservierung, aber ich konnte mich erst auf der Hälfte der Strecke bis zu meinem Sitz vorkämpfen. Der Herr, den auf meinem Platz saß, sah sehr traurig aus, als ich ihm mein Ticket zeigte.
Von der Fahrt habe ich keine Fotos, aber dieses Foto von meiner Zugreise in Sri Lanka veranschaulicht die Situation ganz gut (der Zug in Leeds war voller):
Ich sag es ja nicht oft, aber Iberia Express war viel angenehmer. Vielleicht nehme ich beim nächsten Mal doch lieber die Flugverbindung…
