Review: Iberia A350 Business Class Madrid nach London
Mit Iberia hat nun nach Finnair und Lufthansa der dritte europäische Carrier seinen ersten Airbus A350 übernommen. Im Sommerflugplan wird das Flugzeug auf ausgewählten Flügen zwischen Madrid und London-Heathrow eingesetzt – eine gute Gelegenheit für mich, um das Produkt zu testen (und der Hitze in Madrid zu entfliehen).
Das Ticket kostete mich 15.000 Avios + 19,43€ an Steuern und Gebühren. Mit Avios & Money könnt ihr euch 12.000 Avios für 125€ bei der Buchung hinzukaufen. Durch die zahlreichen Groupon-Deals, Mietwagen-Promos und die 90.000-Avios-Aktion habe ich mittlerweile mehr Avios, als mir eigentlich lieb ist.
Flugnummer: IB3166
Route: Madrid (MAD) – London-Heathrow (LHR)
Abflug: 15:55
Landung: 17:20
Flugzeit: 2:25h
Flugzeugtyp: Airbus A350
Reiseklasse: Business Class
Die Widebody-Flotte Iberias fliegt vom Satellitenterminal T4S ab, in dem sich die bessere der beiden Iberia-Lounges befindet.
Das Boarding startete pünktlich um 15:15, allerdings verspätete sich der Abflug ein wenig, da die Mitarbeiter der Bodenabfertigung Probleme hatten, die Frachttür zu schließen. Wegen solcher Kleinigkeiten werden neue Flugzeuge in der Regel erst einmal auf der Kurzstrecke eingesetzt, wo sich Verzögerungen nicht so drastisch auf den Flugplan auswirken und die Maschine im Fall der Fälle nicht auf einem anderen Kontinent strandet. So gibt man der Crew die Möglichkeit sich mit dem Flieger vertraut zu machen.
Der erste A350 ist nach dem Sänger Plácido Domingo benannt, was marginal geschmackvoller ist als der Air Europa A330, der auf Los del Río (bekannt durch das Lied Macarena) getauft wurde.
Die Kabine ist wie auch in den A330 und A340 ausschließlich in Grautönen gehalten. Für meinen Geschmack ist das etwas langweilig, aber durch das Iberia-Logo auf den Bildschirmen wird zumindest für bereits sitzende Passagiere ein Farbakzent gesetzt.
Die Sitze sind eine Weiterentwicklung der in den A330 und A340 verbauten Sitze. Unter anderem sind die Sitze 6cm breiter (und haben deshalb einen Dreipunktgurt) und die Monitore 2,6 Zoll größer.
Der obere Teil des Gurtes muss nur bei Start und Landung angelegt werden. Da er etwas schwer zu sehen ist, mussten fast alle Passagiere von den Flugbegleitern noch einmal darauf aufmerksam gemacht werden.
Die Mittelsitze alternieren zwischen „nah am Gang“ und „weg vom Gang“. Die erste Variante von Sitzplätzen in der Mitte sind die sogenannten Honeymoon-Sitze. Die sind wirklich sehr dicht beieinander. Wenn man neben einem Fremden sitzt, mag das etwas unangenehm sein. Wenn man jedoch mit Begleitung reist, habe ich bisher noch keine besseren Business Class Sitze finden können als diese Honeymoon-Sitze – vorausgesetzt, man mag seine Begleitung.
Die Sitze nah am Gang sind ähnlich wie die Fenstersitze am Gang, nur eben ohne Fenster.
Generell bieten die Sitze am Gang weniger Privatsphäre als die Honeymoon-Sitze.
In den ungeraden Reihen sind die Fenstersitze näher am Fenster, in den geraden Reihen näher am Gang. Die Sitze in den ungeraden Reihen bieten daher wie auch die Honeymoon-Sitze mehr Privatsphäre, während die Sitze am Gang ein wenig mehr Platz vor allem im Fußbereich bieten. Zudem ist der „Ausstieg“ aus dem Sitz etwas einfacher.
Die Breite der Kabine und der Sitze ist deutlich spürbar. Über zu wenig Platz wie in der damaligen Air Berlin Business Class kann man sich nicht beklagen.
Leider sind die Sitze in der Takeoff- und Landing-Position ein wenig unbequem bzw. zu hart gepolstert. In der Lounge-Position sind sie wesentlich angenehmer.
Alle Sitze lassen sich auf Knopfdruck in ein komplett flaches Bett verwandeln. Ich hatte mit meinen 1,85m in den oft kritischen Schulter- und Fußbereichen mehr als genug Platz. Durch die Lücke zwischen Sitz und Kabinenverkleidung läuft man an den Fenstersitzen schon fast Gefahr, seitlich herunterzufallen.
Wie gesagt, Platzprobleme bekommt man nicht, aber der Sitz ist tatsächlich etwas hart. Auf echten Langstreckenflügen sollte Iberia eine Matratzenauflage ausgeben.
Die Sitzposition kann über die Drucktasten an der Seite kontrolliert werden. Dort befindet sich auch die Fernbedienung für das IFE.
An der Seite gibt es eine Ablagefläche mit zwei Fächern, wo man kleinere Gegenstände wie das Amenity Kit (gibt es leider nur auf Langstreckenflügen), Handys, Tablets usw. verstauen kann. Außerdem findet ihr dort eine persönliche Leselampe.
Unter der Fußauflage habt ihr noch einmal Stauraum für Schuhe. Die Auflage kann am Ende angehoben werden, sodass ihr das Ablagefach bequem erreichen könnt.
Die von Iberia genutzten Kopfhörer sind noise-cancelling, aber nicht unbedingt das Nonplusultra. Sie sind vom Klang her in Ordnung und reduzieren auch die Umgebungsgeräusche, aber wer beispielsweise die Bose QC25/QC35 oder die Sony WH-1000XM2 hat, wird lieber die eigenen Kopfhörer benutzen wollen.
Die IFE-Fernbedienung ist die Standardfernbedienung, die von zahlreichen Airlines verwendet wird. Daran gibt es nichts auszusetzen.
Beim Pushback hatten wir einen guten Blick auf die ein paar Gates neben uns geparkte Avianca 787. Unter den ganzen Oneworld-Fliegern wirkte die Maschine etwas verloren.
Beim Anlassen der Triebwerke wurde gleich ersichtlich, wie leise der Airbus A350 innen ist.
Selbst beim Start war das Aufheulen der Triebwerke kaum zu hören. Da wir inzwischen 30 Minuten Verspätung hatten, wurden wir auf der 36R vorgelassen und starteten ohne auf der Bahn anzuhalten. Bei Widebodies sieht man das auch nicht so häufig.
Das IFE wurde schon am Boden eingeschaltet. Das System läuft flüssig und reagiert schnell auf Eingaben. Das System kann auch direkt über den berührungsempfindlichen Monitor bedient werden.
Während mir die Startseite mit den Flugdaten gut gefallen hat, ist die Auswahl an Filmen, Serien und Musik etwas schwach. Dort hinkt Iberia selbst im Vergleich zu europäischen Konkurrenten deutlich hinterher.
Bei der Airshow hat Iberia ein wenig gespart, indem sie in ihren A350 keine Außenkameras installiert hat. Das ist zwar mehr ein Gimmick, aber bei vielen Passagieren (wie mir) ein beliebtes Feature.
Das WLAN funkionierte auf meinem Flug noch nicht, ist aber grundsätzlich vorhanden. Gäste der Business Class erhalten einen WLAN-Gutschein für 4MB. Zum Arbeiten ist das natürlich unbrauchbar, zumal die Preisgestaltung für mehr Datenvolumen ein Witz ist. Für 50MB zahlt man aktuell $39,95, jedes Megabyte mehr kostet $1,75. Aber für ein bisschen Whatsapp reichen die 4MB immerhin.
An TV-Serien fand ich bis auf drei Folgen der Serie Friends nichts, was mich interessiert hätte.
Somit ließ ich dann irgendwann nur noch die Airshow laufen.
Auf diesem recht kurzen Flug gab es die Auswahl zwischen Pasta und Rindfleisch. Durch die Plastikfolien und das Servieren vom Trolley aus kam ein gewisses Kantinenfeeling auf. Hier sollte Iberia das Servicekonzept überarbeiten. Geschmacklich ging die Mahlzeit in Ordnung. In meinem Review der Iberia-Langstrecke erfahrt ihr, wie das Catering auf der Langstrecke ist.
Die Crew war freundlich und professionell, allerdings noch nicht ganz mit dem Flugzeug vertraut. Bei den Iberia-Crews muss man meiner Meinung nach schon Pech haben, um eine wirklich schlechte Crew zu erwischen.
Der Flug ging ziemlich schnell vorbei. Ehe ich mich versah, befanden wir uns schon im Anflug auf London-Heathrow mit einer schönen Sicht auf die Themse.
Am Boden standen viele Freunde der Konzernschwester British Airways.
Wie es sich gehört, parkte der Stolz der Iberia-Flotte neben dem Flagship der Briten (nach rund 20 Minuten Wartezeit auf einem Taxiway…).
Fazit
Der Airbus A350 ist ein überaus komfortables Flugzeug. Iberia hat in der Business Class ein sehr solides Hard Product verbaut. Verbessert werden sollten die IFE-Inhalte und die Präsentation der Mahlzeiten an Bord. Ansonsten ist die Iberia Business Class auch wegen des angenehmen Flughafens in Madrid eine gute Wahl für Langstreckenflüge nach Nord- und vor allem Südamerika. Im IAG-Konzern dürfte die Iberia A350 Business Class das aktuell beste Business Class Produkt sein.