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Aeroplan lehnt Air Canadas Übernahmeangebot ab

Air Canada A319 in Toronto

Vor zwei Wochen hatte ich einen Beitrag über die Zukunft von Aeroplan geschrieben. Unter dem Namen Aeroplan betreibt Aimia das Kundenbindungsprogramm für Air Canada mit einem Vertrag bis Juni 2020. Vor etwa einem Jahr teilte Air Canada mit, den Vertrag nicht verlängern zu wollen. Vor zwei Wochen kündigte Air Canada an, Aeroplan für 250 Mio. Dollar übernehmen zu wollen.

Aimia hat tatsächlich mit Air Canada verhandelt, dann aber die Gespräche abgebrochen. Aimia wollte 450 Mio. Dollar, Air Canada war nur bereit bis 325 Mio. Dollar zu gehen. Stattdessen kündigt Aeroplan nun eine Partnerschaft mit Porter Airlines, Air Transat und Flair Air ab Juli 2020 an. Außerdem befindet man sich in Verhandlungen mit Oneworld.

Air Canada A319 in Toronto
Air Canada A319 in Toronto

Aeroplan als Partner von Porter Airlines, Air Transat und Flair Airlines

Dieser Teil der Ankündigung ist noch recht leicht zu verstehen. Porter Airlines ist eine Regionalfluggesellschaft mit einer Flotte von 29 Q400. Ab dem Hub Toronto sowie den Fokusstädten Halifax, Montreal und Ottawa werden Verbindungen zu 23 Zielen in Kanada und den USA angeboten.

Aeroplan wird ab Juli 2020 Zugriff auf bis zu 60% der angebotenen Sitze haben. Aeroplan-Meilen sollen zu fixen Preisen eingelöst werden können. Weiterhin wird Porter Airlines als Sammelpartner hinzugefügt.

Porter Airlines‘ eigenes Programm VIPorter soll aber weitergeführt werden, um Statusvorteile zu gewährleisten (Priority Boarding, kostenlose Sitzplatzwahl usw.). Wie genau die beiden Programme parallel existieren sollen, bleibt aber unklar.

Ähnliche Partnerschaften will Aeroplan auch mit Air Transat und Flair Airlines eingehen. Air Transat ist eine in Montreal beheimatete Low-Cost-Airline mit einer Flotte von 35 Flugzeugen, mit welchen sie hauptsächlich Charterflüge nach Europa und Ferienziele in den USA und der Karibik anfliegen. Flair Air bietet mit einer Flotte von 7 Boeing 737-400 innerkanadische Liniendienste an.

Porter, Air Transat und Flair sind kein gleichwertiger Ersatz für Air Canada, die eine globale Airline und keine hauptsächlich auf Toronto fokussierte Regionalfluggesellschaft oder Charterairline ist. Der große Konkurrent heißt WestJet. WestJet ist im Inlands- und USA-Verkehr schon jetzt eine ordentliche Alternative und wird mit den bestellten 787 ihr Langstreckenangebot deutlich ausbauen können.

Aeroplan und Oneworld?!

Und genau dort liegt der merkwürdige Teil der Ankündigung. Wenn ich Aeroplan wäre, würde ich alles tun, um eine enge Partnerschaft mit WestJet und Skyteam einzugehen. WestJet ist durch die Partnerschaften mit Delta, Air France und KLM bereits ein wenig an Skyteam gebunden, ist dort aber kein Mitglied.

Aeroplan könnte sich wunderbar als Bindeglied zwischen WestJet und Skyteam positionieren. Damit hätte Aeroplan in Kanada einen schwergewichtigen Konkurrenten Air Canada’s als engen Partner und gleichzeitig Zugriff auf das globale Netzwerk von Skyteam. WestJet hätte sicherlich auch Interesse an und vor allem Verwendung für die bestehenden Aeroplan-Kunden.

Die Statusvorteile des bestehenden Programms WestJet’s könnte man wie bei Porter Airlines unabhängig weiterlaufen lassen oder anderweitig an Aeroplan binden. Langfristig wäre ein Beitritt zu Skyteam logisch.

Daher verstehe ich die Gespräche zwischen Aimia und Oneworld nicht wirklich:

  • Oneworld hat in Kanada kaum Marktanteile. Bis auf den Zugriff auf Flüge von American Airlines würden Aeroplan-Kunden kaum von einer Partnerschaft profitieren (die meisten Mitglieder werden auf Inlandsflügen bzw. Kanada-USA-Flügen sammeln und einlösen wollen).
  • Aeroplan bringt bis auf die neue Partnerschaft mit Porter Airlines auch keine Vorteile oder neue Märkte für Oneworld.

Ich halte die Gespräche mit Oneworld für ziellos. Vielleicht ist das nur eine Taktik, die Aimia einsetzt, um Air Canada unter Druck zu setzen bzw. den Verkaufspreis zu erhöhen. Wirklich interessant wären Gespräche mit WestJet oder Skyteam.

Fazit

Aeroplan bleibt für uns Europäer als Programm weitgehend irrelevant. Wie ich schon erklärt habe, finde ich vor allem die Parallelen zu Topbonus faszinierend. Auch Topbonus sah sich mit der Herausforderung konfrontiert, ein Vielfliegerprogramm ohne dazugehörige Airline weiterzubetreiben. Bei Aeroplan sehe ich das Unterfangen tatsächlich etwas positiver, zumal Aimia mit Air Canada einen vermutlich noch immer interessierten Käufer hätte.

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