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Amerikanische Machtspiele: Alaska Airlines tritt Oneworld bei

Flughafen Seattle

Auch wenn seit ein paar Jahren Codeshare-Abkommen und Joint Ventures die neue Mode sind, kann doch niemand bestreiten, dass sich bei Oneworld momentan einiges tut. Zwar verliert die Allianz mit LATAM ein durchaus wichtiges Mitglied, doch mit Royal Air Maroc und nun auch Alaska Airlines hat man zwei nicht unbedeutende Mitglieder dazugewonnen.

Flughafen Seattle
Flughafen Seattle

Wieso tritt Alaska Airlines Oneworld bei?

Alaska Airlines ist mittlerweile weitaus mehr als die größte Airline Alaskas. Das Hauptdrehkreuz ist Seattle im Bundesstaat Washington, und seit der Übernahme Virgin Americas bezeichnet sich die Fluggesellschaft als die „beste Airline der US-Westküste“. Im Gegensatz zu Southwest, Spirit usw. ist Alaska Airlines ein Full-Service-Carrier – sofern man US-Airlines noch als solche bezeichnen kann – und konkurriert damit in einigen Märkten mit den Big Three: American, Delta und United.

Eine Zeit lang konnte sich Alaska mit individuellen Partnerschaften mit American und Delta ein bisschen aus der Schusslinie halten, aber Delta und Alaska kämpfen seit ein paar Jahren um den Markt der nordwestlichen USA, also den Großraum Seattle. Von Partnerschaft redet dort längst keiner mehr. Alaska selbst betreibt zwar keine Langstreckenflieger, kann aber dank Partnerschaften mit Airlines wie Emirates, Cathay Pacific, British Airways, Finnair und Singapore Airlines trotzdem viele internationale Verbindungen anbieten (und ein sehr attraktives Vielfliegerprogramm betreiben). Einen klaren Gewinner im Kampf um Seattle gibt es noch lange nicht.

Im Großen und Ganzen aber dominiert Delta den amerikanischen Luftverkehr immer mehr. Erstens schafft es Delta, keine bemerkenswerten negativen Schlagzeilen zu produzieren. United dagegen schlägt die eigenen Passagiere und American hat seit geraumer Zeit Probleme mit Gewerkschaften und anderen Dingen, die insgesamt zu einer miserablen Pünktlichkeitsstatistik führen. Zweitens ist Delta auch international erfolgreich unterwegs. Durch die Joint Ventures und Beteiligungen (vor allem Air France/KLM, Virgin Atlantic, LATAM und AeroMexico) ist Delta weitaus weniger abhängig von der Allianzmitgliedschaft als United und American. Mit dem LATAM-Coup hat man zudem American gehörig düpiert.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass American und Alaska sich irgendwie gemeinsam gegen Delta wehren möchten (der Feind meines Feindes…). Zudem hat American Airlines an der US-Westküste eine weitaus weniger starke Präsenz als United und wird vom Oneworld-Beitritt der Alaska Airlines nicht frontal angegriffen, und Alaska hatte eh schon einmal mit dem Gedanken gespielt, ein Oneworld Connect Mitglied zu werden. Ob die Oneworld-Allianz durch den Beitritt Alaskas viel dazugewinnt, sei mal dahingestellt. Der Verlust des einzigen südamerikanischen Mitglieds wird damit jedenfalls nicht verkraftet.

American Airlines 737 Economy Class
American Airlines 737 Economy Class

Welche Auswirkungen hat der Oneworld-Beitritt der Alaska Airlines?

Es gibt noch nicht allzu viele Informationen zu den Details des Beitrtts, außer dass er im Sommer 2021 offiziell erfolgen soll. Folgendes können wir aber erwarten:

  • Eingliederung des Vielfliegerprogramms Alaska MVP in Oneworld (Status, Meilen sammeln und einlösen)
  • Anpassung der Operations vor allem bei Alaska und American (IT, Streckennetz, Terminalnutzung, Lounges, etc.)
  • Voraussichtlich Anpassung der Alaska-Partnerschaften außerhalb der Oneworld-Allianz (z.B. Singapore Airlines und Emirates)

Für uns Europäer ist der Beitritt an sich nicht weiter relevant – mal abgesehen vom Vielfliegerprogramm. Alaska hat ein sehr ansprechendes Vielfliegerprogramm, vor allem was das Sammeln, Kaufen und Einlösen von Prämienmeilen angeht. Wenn dort nichts verschlimmbessert wird, könnte das für uns noch sehr interessant werden.

Fazit

Alaska Airlines tritt Oneworld bei. Angesichts der jüngsten Ereignisse mit Delta und American ist das nicht weiter verwunderlich, aber die Ankündig kam dennoch überraschend. Im Grunde handelt es sich hier um Machtspiele und Taktieren der US-Fluggesellschaften. Sicherlich wird Alaska Airlines kein völlig nutzloses Oneworld-Mitglied sein, aber gerade international gesehen dürfte der Beitritt Royal Air Marocs als erstes afrikanisches Mitglied für Oneworld interessanter sein.

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