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Wie man als Europäer US-Kreditkarten bekommt

Manhattan, New York

Ich habe in der Vergangenheit viel über das Sammeln von Meilen mit Kreditkarten geschrieben. Dabei ging es häufig um Themen wie Manufactured Spending, aber seit dem Ableben von Air Berlin und Topbonus gibt es auf dem deutschen Markt gar nicht mehr so viele lukrative Karten.

Da könnte man ja glatt neidisch werden auf die Amerikaner, die eine riesige Auswahl an Kreditkarten mit Willkommensboni von 100.000 Meilen und mehr haben. In diesem Beitrag möchte ich euch zeigen, wie ihr als Europäer an US-amerikanische Kreditkarten rankommt.

Miles and More Kreditkarte Gold
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Noch taucht ihr nicht im System auf…

Der Prozess ist an sich recht einfach erklärt, aber in der Umsetzung entweder schwierig oder zumindest langwierig. In den USA werden Kreditkarten auf Basis eures Credit Scores (oft FICO genannt) vergeben. Dieser wird von den drei großen Agenturen Experian, Equifax und TransUnion auf Grundlage eurer Credit History berechnet und ist normalerweise über eure Social Security Number (SSN) für Banken usw. einsehbar. Als Ausländer habt ihr in der Regel keine SSN, keine Credit History und damit keinen FICO-Score.

Viele Banken stellen euch aber auch Kreditkarten aus, wenn ihr keine SSN habt. Es ist nämlich auch möglich, eine Credit History zu haben, ohne jemals in das amerikanische Sozialversicherungssystem eingezahlt zu haben. In den USA steuerpflichtige Ausländer können beim Internal Revenue Service (IRS) eine Individual Taxpayer Identification Number (ITIN) beantragen. Um diese zu beantragen, müsst ihr nur nachweisen, dass ihr in den USA steuerpflichtig seid. Dafür reicht es schon aus, bei Amazon.com ein E-Book zu veröffentlichen und die Tantiemen in den USA zu versteuern (für Verkäufe an US-Kunden, natürlich).

Wie man eine Credit History aufbaut

Mit einer ITIN taucht ihr immerhin schon im System auf. Von dort aus gibt es verschiedene Wege, eine Credit History aufzubauen.

Die mühsame Variante ist, ein Konto beispielsweise bei der Bank of America zu eröffnen. Mit eurer ITIN solltet ihr in einer Filiale in den USA ohne Probleme ein Konto eröffnen können. Theoretisch geht das auch bei anderen Banken, aber die BoA wird in Online-Foren immer als eine der einfacheren Banken genannt. Dank des Kontos habt ihr dann eine Geschäftsbeziehung mit der Bank und könnt anfangen, eure Credit History aufzubauen. Dazu beantragt ihr dann eine Secured Credit Card, also quasi eine Prepaid-Karte. Wenn ihr die Karte regelmäßig einsetzt und ihr auf dem BoA-Konto generell keine Liquiditätsprobleme o.ä. habt, könnt ihr schon bald Unsecured Credit Cards, also normale Kreditkarten mit einem Kreditrahmen, beantragen.

Die zweite Variante ist das Global Transfer Programm von American Express. Wenn ihr eine Geschäftsbeziehung mit American Express in eurem Heimatland habt, hilft euch American Express gerne bei eurem „Umzug“ in ein anderes Land. Vorsicht: Die machen das nur ein Mal!

Wenn ihr eine deutsche American Express Card, American Express Gold Card, American Express Platinum Card oder Payback American Express Karte habt, überträgt euch American Express Deutschland eure deutsche Credit History (SCHUFA) zu American Express USA und stellt euch eine amerikanische American Express Karte aus. Auch dafür braucht ihr eine ITIN. Idealerweise stellt ihr den Antrag auf Global Transfer auch nicht einen Tag nach Ausstellung eurer ersten deutschen American Express Karte…

Ob mit amerikanischem Konto und Secured Credit Cards oder über das Global Transfer Programm von American Express, in jedem Fall baut ihr euch eine amerikanische Credit History über eure ITIN auf. Später könnt ihr dann lukrativere Karten von der Bank of America, American Express, CITI usw. beantragen. Nicht alle Banken akzeptieren eine ITIN (Chase und Barclaycard beispielsweise nicht). Bei den Banken, die es tun, müsst ihr den Antrag oft telefonisch oder in einer Filiale stellen, da die Internetformulare standardmäßig nach einer SSN fragen.

Manhattan, New York
Manhattan, New York

Lohnt sich das?

Auch wenn der Prozess nur aus zwei Schritten besteht, ist er doch sehr aufwändig. Auch wenn amerikanische Kreditkarten viel besser erscheinen mögen, würde ich mich nur unter Umständen auf ein solches bürokratisches Abenteuer einlassen, denn:

  • Ihr braucht viel Zeit. In den meisten Erfahrungsberichten wird von einer Zeitspanne von etwa 1-3 Jahren geschrieben, bis man normale Kreditkarten genehmigt bekam. Auch der bürokratische Aufwand wird euch viel Zeit und Nerven kosten.
  • Ihr müsst womöglich öfter in die USA reisen. Einige der angesprochenen Konten und Karten können für euch nur persönlich beantragt werden. Dafür müsst ihr in die USA reisen.
  • Ihr braucht eventuell eine US-Adresse. Bei diesem Punkt bin ich mir nicht so ganz sicher. In der Regel fragen die Banken euch nach einer US-Adresse, aber die vielen Erfahrungsberichte im Internet kommen da nicht zu einer eindeutigen Aussage. Anscheinend können Bankangestellte das manuell im System ändern, aber andere mussten sich von amerikanischen Freunden oder Mail Forwarding Services aushelfen lassen.
  • Der Prozess wird euch nicht nur Zeit, sondern auch Geld kosten. Hiermit meine ich nicht die normalen Jahresgebühren für Kreditkarten usw., sondern vielmehr Auslandseinsatz- und Umrechnungsgebühren. Ihr müsst eure US-Karten schließlich einsetzen, um eine Credit History aufzubauen. Wenn ihr nicht tagtäglich in US-Dollar einkauft, fallen für den Einsatz der Karte im Euroraum Gebühren an. Am Monatsende werden die Karten wieder in US-Dollar ausgeglichen (bzw. ihr müsst Guthaben in US-Dollar einzahlen), wofür euch im Euroraum wieder Gebühren entstehen werden.
  • Banken mit Sitz in der EU und der Schweiz könnten euch Probleme bereiten. Zwecks Risikominimierung fragen europäische Banken bei der Kontoeröffnung, ob ihr einen Bezug zu den USA habt. Im schlimmsten Fall bekommt ihr das Konto nicht genehmigt oder es wird euch sogar eine bestehende Geschäftsbeziehung gekündigt.

Wenn ihr eh geschäftliche Beziehungen in den USA unterhaltet und euch daher öfter in den Staaten befindet, könnte das aber lohnenswert sein.

Fazit

Auch für uns ist es nicht unmöglich, US-Kreditkarten zu beantragen. Der damit verbundene Aufwand ist für mich zwar viel zu hoch, aber für Leute mit bestehenden geschäftlichen oder privaten Verbindungen in den USA könnte das ziemlich lukrativ sein.

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3 Kommentare

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    1. Revolut seems to be a good solution indeed! Still, you’re exposed to changes in exchange rates and you actually need to buy stuff in USD, which will incur FX fees with most secured cards.

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